Frage: Herr Paffhausen, braut sich da was zusammen an sozialen Unruhen in Rio?
Paffhausen: Der konkrete Vorfall hängt, nach allem, was man hört, mit dem Einsatz der sogenannten Befriedungspolizei in den Armenvierteln zusammen. Im Vorfeld der WM versucht der brasilianische Staat, in Favelas, die nahe an den Touristenzentren liegen, ein gewisses Maß an Ordnung wieder herzustellen. Zum Teil sind das bislang No-Go-Areas für die Polizei. Während das früher mit brutaler Gewalt geschah, wird jetzt ein deeskalierendes Konzept verfolgt. Es geht zuerst darum, die Drogenbanden zu entwaffnen und damit auch für die über zwei Millionen Menschen, die in Rio in Armenvierteln wohnen, eine gewisse Sicherheit wieder herzustellen. Ende März ist das in der Favela Mare ausgeführt worden, wo über 130.000 Menschen leben. Derzeit steht die Armensiedlung nahe der Copacabana im Zentrum. Mittlerweile scheinen sich einige Drogenbosse zu wehren. Und sicherlich gibt es dabei auch Übergriffe von Seiten der Sicherheitskräfte, die einen enorm gefährlichen Job machen.
Frage: Ist dieses Vorgehen erfolgreich?
Paffhausen: Zunächst einmal ja. Die Menschen in den Favelas, insbesondere die vielen Kinder, werden ja von den Drogenbanden stark unter Druck gesetzt und erpresst. Auch die Diebstähle und Raubüberfälle nehmen ab – was den Bewohnern und Touristen zugute kommt. Man muss allerdings befürchten, dass die Drogenbanden dann in andere Quartiere ausweichen. Und wichtig wäre es, wenn die Bekämpfung der Kriminalität durch andere Maßnahmen ergänzt würde. Die Menschen in den Favelas brauchen Gesundheitsstationen, Schulen und eine Perspektive auf eine Arbeit. Sonst lässt sich die Lage nicht langfristig verbessern.
Frage: Könnten diese Auseinandersetzungen während der WM eskalieren?