Boko Haram hat „Rückendeckung“ im Ausland
„Nigerias Al Kaida“ – so wird die Terrorsekte auch bisweilen genannt. In Nigeria speist sich Boko Harams Untergrundarmee nicht nur aus einheimischen Kämpfern, sondern zunehmend auch ausländischen Kräften, die von Al Kaida im Maghreb trainiert und ausgebildet wurden. Al Kaida ist laut verschiedenen Beobachtern in Afrika inzwischen zum mobilen Kampfinstrument geworden, das Drahtzieher im Hintergrund einsetzen, um einzelne Staaten durch Terror zu destabilisieren. Die Interessenlage ist dabei unübersichtlich – „verwirrend“, wie es Kaigama auf den Punkt bringt – auch in Nigeria. Steckt hinter Boko Harams Blutspur dort ein politischer Plan? Kaigama schließt das nicht aus:
„Ich stelle immer wieder die Frage, warum unsere Sicherheitskräfte, in die die Regierung ja so viel investiert hat, keine Ergebnisse bringen, will heißen, die zerstörerischen Taten Boko Harams verhindern. Das bedeutet, dass Boko Haram irgendeine Form der Rückendeckung haben muss, entweder international oder anders.“
Westen reagiert hilflos
Diesen Zusammenhang aufzudecken wäre nach Ansicht des Erzbischofs von Jos eine wirkliche Hilfe der internationalen Gemeinschaft für Nigeria. Angesichts der nicht abreißenden Gewalt blickt der Westen bisher ja eher mit Hilfslosigkeit auf das konfliktgeschüttelte Land.
„Die Hilfe, die von der internationalen Gemeinschaft kommen kann, ist, die Spuren von Boko Haram zu verfolgen: Wer sind die Sponsoren? Woher kommen die ausgeklügelten Waffen? Und: Handelt es sich wirklich um Boko Haram oder sind es Leute, die einen politischen Plan verfolgen? Die in Nigeria einfallen und Chaos schaffen wollen? Wir und die internationale Gemeinschaft sollten da die Augen offenhalten und aufdecken, wie sie kommunizieren, Waffen ins Land bringen, ihre Rekruten trainieren – irgendjemand muss doch dafür verantwortlich sein, und die internationale Gemeinschaft kann uns helfen, das aufzudecken!“
Die Kirche im Land habe „das Menschenmögliche“ getan, um der kruden Gewalt einen Riegel vorzuschieben, so Kaigama. Sie ist vor allem im nationalen Dialog engagiert. Die Bischöfe seien inzwischen aber ein wenig „enttäuscht“ und müde, dass es im Kampf gegen Boko Haram nicht vorangehe und auch, dass die Grabenkämpfe um ethnische und religiöse Zugehörigkeit in Nigeria nicht abreißen, ergänzt der Geistliche – im Norden kommt es, unabhängig von Boko Haram, immer wieder zum Gerangel zwischen ethnischen Gruppen um Land und Ressourcen.
Nationaler Kongress zum „Virus der Korruption“
Nigerias größte Probleme seien die prekäre Sicherheitslage im Land, die hohe Jugendarbeitslosigkeit und der „Virus der Korruption“, der inzwischen in allen Bereichen des Staates wüte, so Kaigama. Diese Herausforderungen stehen auf der Agenda einer Nationalkonferenz mit fast 500 Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft, berichtet der Erzbischof weiter. Der Kongress tritt in diesen Tagen auf Wunsch der Regierung zusammen, auch eine sechsköpfige Delegation der Kirche sei mit dabei. Kaigama hofft, dass die Konferenz mehr bringt als nur schöne Reden:
„Wir hoffen, dass diese Konferenz nicht einfach nur eine Gesprächsrunde ist, sondern dass wir dort über praktische Fragen wie etwa die Sicherheitslage und die fast täglichen Toten sprechen können. Wir beten dafür, dass es diesen weisen Männern und Frauen gelingt, Nigeria zu vereinen und Harmonie und Frieden in unserem Land zu schaffen.“