Zum Vatikan, besonders zu Papst Franziskus, zeigt Präsident Maduro hingegen ein demonstrativ positives Verhältnis. Immer wieder zitiert der bislang farblose Nachfolger des verstorbenen Revolutionsführers Hugo Chavez aus Reden des Papstes. Während die katholische Kirche vor Ort den Unmut der Regierung zu spüren bekommt, sogar einzelne Gotteshäuser überfallen und Geistliche attackiert werden, soll der Draht nach Rom gut bleiben. Die Botschaft dahinter: Die wahren Vertreter der Kirche sind nicht die unbequemen venezolanischen Bischöfe, sondern Papst Franziskus und sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Ergebnisse gefordert
So lud die Regierung in einem diplomatisch ungewöhnlichen Schritt Parolin persönlich als Begleiter der Vermittlungsgespräche nach Caracas. Sachlich schien das begründet: Vor seinem Wechsel an die Kurienspitze in Rom war Parolin jahrelang päpstlicher Botschafter in Venezuela, er kennt also die Verhältnisse. Dennoch beschränkten sich der Papst und der Kardinalstaatssekretär bislang darauf, die zerstrittenen Lager in schriftlichen Botschaften zum Dialog aufzurufen.
Dass sich beide Seiten überhaupt an einen Tisch gesetzt haben, ist angesichts von über 40 Toten bei den seit zwei Monaten anhaltenden Auseinandersetzungen ein erster Erfolg. Doch der schwierige Teil beginnt erst, denn nun will die Protestbewegung Ergebnisse sehen. Gibt es die nicht, wäre das Angebot von Papst Franziskus, sich in eine politische Krise in seinem Heimatkontinent einzuschalten, auch für ihn ein großer Rückschlag. Nicht nur für Regierung und Opposition in Venezuela steht viel auf dem Spiel.
Von Tobias Käufer