Deswegen will die UNO die Menschen bis dahin in eine neue Unterbringung außerhalb Jubas bringen. Doch viele wollen nicht weg, sie haben Angst und suchen die Nähe zur Stadt. Insgesamt betreibt die UNO acht Lager im Südsudan. Fast eine Million Menschen sind auf der Flucht oder können nicht zurück nach Hause. Viele sind nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen, weil sie wegen des Krieges ihre Felder nicht bestellt haben. Eine Hungerkatastrophe droht zusätzlich.
Minister Müller ist das erste Regierungsmitglied eines westlichen Staates, das zu einer offiziellen Reise nach Juba kommt. Im Dezember waren die Auseinandersetzungen rivalisierender Gruppen im Südsudan wieder aufgeflammt. Sie brachten Tod, Not und Elend und trieben Hunderttausende in die Flucht; allein 710.000 leben innerhalb des Südsudan als Vertriebene, Zehntausende weitere suchten in Nachbarländern Schutz.
Treffen mit Staatschef Salva Kiir
Müller sagt nach seinem Gang durch das Camp, es sei das Schrecklichste, was er je gesehen habe. „Hier ist die Hölle von Afrika.“ Nur das Leuchten in den Augen der Kinder habe ihm Hoffnung gemacht. Hilfe für die Menschen sei das Wichtigste, sagt er, angesichts des Leids kämen ihm Debatten über militärische Präsenz völlig falsch vor. „Wir müssen die zivile Hilfe mindestens genauso wichtig nehmen wie militärisches Engagement“, sagt er. Nach dem Besuch in dem Flüchtlingscamp ist Müller zum Präsidentenpalast gefahren. Dem Staatschef Salva Kiir Mayardit hat er von dem Erlebten berichtet. Die jetzige Lage ist das Ergebnis eines internen Konflikts der regierenden Partei. Daraus ist der blutige Kampf der Gruppen der Dinka und der Nuer geworden. Ein hoher internationaler Diplomat sagt: „Das Problem ist, das der Präsident sich für die Menschen gar nicht interessiert.“
Von Volker Resing