Die Sozialprogramme des vor knapp einem Jahr verstorbenen Präsidenten Hugo Chavez seien unter Maduro fast völlig zum Erliegen gekommen. Zudem herrsche im Land absolute Mangelwirtschaft. „Die Regale sind leer, die Menschen müssen also stundenlang anstehen, um Grundnahrungsmittel zu bekommen“, so Wilhelm. Die Leute hätten es „mittlerweile einfach satt“.
Nach Aussage des Adveniat-Experten seien im letzten Jahr in Venezuela fast 25.000 Menschen ermordet worden. „Die Kriminalitätsrate ist immens gestiegen“. Auch dies sei Mitauslöser für die anhaltenden Massenproteste. „Man ist mit Maduro absolut unzufrieden!“, erklärte Wilhelm. Die starken Repressionen gegenüber dem eigenen Volk zeigten, dass der amtierende Präsident „eigentlich nicht mehr Herr der Lage ist“.
Anders als vom Regime behauptet habe sich die Opposition in Venezuela in letzter Zeit nicht unbedingt radikalisiert, urteilte der Experte. Allerdings verfüge sie jetzt mit Leopoldo Lopez über einen mitreißenden Anführer, der sich in den Medien sehr geschickt inszeniere.
Kirche soll Polarisierung aufbrechen
So wie die Anführer der Schülerproteste und Oppositionsführer Capriles setzt auch Wilhelm viel Hoffnung in die Vermittlerrolle der katholischen Kirche. „Was die Kirche inzwischen tut, ist, zum Frieden und zum Dialog aufzurufen – und das ist wirklich auch die einzige Institution, der es möglich ist, diese Polarisierung aufzubrechen, die Menschen an einen Tisch zu bringen“, so der Adveniat-Referent.
Die Venezolanische Bischofskonferenz hatte am Wochenende ihr grundsätzliches Einverständnis mitgeteilt, an einem konstruktiven Dialog teilzunehmen. Präsident Maduro hat für Mittwoch zu einer Friedenskonferenz eingeladen. Die Opposition hat am gleichen Tag zu einem Protestmarsch der Frauen aufgerufen. (lek mit KNA/Radio Vatikan)