Anfang der 90er-Jahre begann Balleis für den
Flüchtlingsdienst
zu arbeiten, seit 2007 leitet er ihn. Seine Arbeit sieht er als ein Projekt, das auf lange Sicht Wirkung zeigt. Wenn er gefragt wird „Hat Afrika angesichts all der Probleme auf dem Kontinent überhaupt eine Chance?“, antwortet er mit einem klaren „Ja“. Er erklärt, dass es weit mehr gebe, als die Konflikte in der Sahelzone oder den entwicklungstechnisch jahrzehntelang vernachlässigten Sudan. Vor 20 Jahren habe es die größten Kriege und Konflikte in Angola, Namibia und Südafrika gegeben. Diese Region im Süden des Kontinents sei inzwischen viel stabiler.
Den Deutschen die Angst nehmen
Den Menschen in Deutschland würde er gerne die Vorbehalte vor Flüchtlingen nehmen und appelliert daran, sich nicht von falschen Darstellungen fehlleiten zu lassen. Er erzählt davon, dass der JRS neuerdings in Frankreich Familien begleitet, die für drei Monate Asylsuchende in ihre Wohnung aufnehmen. Solche persönlichen Begegnungen seien ein Gewinn für beide Seiten. Balleis ermuntert auch Kirche und Kommunen in Deutschland dazu, auf die Menschenrechte, die Werte des
Evangeliums
sowie die gemeinsamen kulturellen und religiösen Werte wie Gastfreundschaft zu setzen.
Ein Dorf in Bayern könne durchaus eine Struktur aufweisen, die sich besser eignet, eine kleine Gruppe von Flüchtlingen zu integrieren, als die Anonymität einer Großstadt. Kirchengemeinden würden seit jeher und überall auf der Welt von Zuwanderern bereichert. Zwar könne man keine Lösungen für die Konflikte in den Ursprungsländern liefern, aber doch das mögliche tun, wenn man den Menschen Hilfe und Aufnahme gewähre. Außerdem verweist Balleis darauf, dass die meisten der 44 Millionen Flüchtlinge in ihren Nachbarländern – also Entwicklungsländern – Aufnahme finden. „Und wir stellen uns so an.“
Von Agathe Lukassek