Nur die fünfjährige Tochter Maya überlebte die Schießerei; ihr musste eine Kugel aus dem Bein entfernt werden. Auch die venezolanischen Bischöfe reagierten auf den Doppelmord. Die ausufernde Gewalt bleibe „ein fundamentales Problem Venezuelas“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Diego Rafael Padron Sanchez der Zeitung „El Universal“. Das Land weise inzwischen die höchste Mordrate Südamerikas auf, so der Erzbischof von Cumana zum Auftakt der Bischofsvollversammlung.
Forderung nach mehr Sicherheit
Die Nichtregierungsorganisation OVV hatte in ihrem jüngsten Jahresbericht 24.500 Morde und damit einen weiteren Anstieg der Mordrate verzeichnet. Die Regierung in Caracas widersprach dieser Darstellung; ihre eigene Statistik wies eine Reduzierung um 17 Prozent auf. Eine Gruppe von Künstlern übergab am Mittwoch in Caracas ein Schreiben an Parlamentarier, in dem Schriftsteller, Musiker und Schauspieler mehr Sicherheit im Land fordern.
Das Entsetzen über den Doppelmord ist auch im Präsidentenpalast angekommen. „Ich übernehme die volle Verantwortung“, sagte Präsident Maduro am Mittwochabend und kündigte eine Gesetzesinitiative zur Befriedung des Landes an. Für den Sozialisten ist die emotional geladene Atmosphäre ein großes politisches Risiko – aber auch eine große Chance zur Profilierung seiner bislang glück- und planlosen Amtszeit.
Die Trauer über die Parteigrenzen hinweg eröffnet die Chance, endlich den lang erhofften Dialog zwischen den verfeindeten politischen Lagern in Gang zu setzen. Dazu hatte 2013 auch der lateinamerikanische Papst Franziskus die beiden Streithähne aufgefordert, als er sowohl Maduro als auch Capriles bei persönlichen Begegnungen ermunterte, Schritte aufeinander zuzugehen. Ein erster vorsichtiger Anfang scheint nun gemacht.
Von Tobias Käufer