Kirche als Vermittler
Schließlich richtete Erzbischof Jose Maria Arancedo, Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz, einen Appell an die Politik: Es müssten dringend Maßnahmen her, die Sicherheit und sozialen Frieden wiederherstellten. Man dürfe die Probleme nicht ignorieren, sondern müsse in einem ehrlichen und konstruktiven Dialog Lösungen finden.
Die Ausschreitungen im Heimatland des Papstes sind auch Thema im Vatikan. Cordobas Erzbischof Carlos Nanez teilte am Wochenende mit, Franziskus habe sich telefonisch über die Lage erkundigt: „Er hat die Hoffnung ausgedrückt, dass uns in Argentinien ein Wiederaufbau der Gesellschaft gelingt.“ Erste Erfolge: In Santa Fe vermittelte Erzbischof Arancedo erfolgreich zwischen Regionalregierung und Vertretern der Polizei. Auch aus anderen Diözesen gab es ähnliche Meldungen.
Die Unruhen überschatteten den 30. Jahrestag der Rückkehr Argentiniens zur Demokratie, den Präsidentin Cristina Kirchner mit einem offiziellen Festakt beging. Am 10. Dezember 1983 begann die Amtszeit des demokratisch gewählten Präsidenten Raul Alfonsin, die zugleich die Militärdiktatur (1976–1983) beendete.
In ihrer Rede verurteilte Kirchner die „geplanten und mit chirurgischer Präzision“ durchgeführten Aktionen im Vorfeld der Feiern. Das alles könne kein Zufall sein, gab sie sich überzeugt.
„Die Waffen, die sie tragen, sind zum Schutz der Bevölkerung und nicht gegen sie“, so Kirchner mit Blick auf die Polizei – und in Anspielung auf die Diktatur.
Die Opposition dagegen geht hart mit der Kirchner-Regierung ins Gericht. Die Ausschreitungen seien die Folgen verfehlter Wirtschaftspolitik. Vor allem die Inflation trifft die ärmeren Bevölkerungsschichten, bislang die Machtbasis der linksgerichteten Politikerin, hart.
Von Tobias Käufer