Dziurach: Der All-Ukrainische Rat der Kirchen und religiösen Organisationen hat sich bereit erklärt, das Zustandekommen eines Dialogs zu fördern und alles zu tun, um den Frieden im Land wiederherzustellen und eine Versöhnung zu erreichen. Eine unmittelbare Teilnahme an Gesprächen zwischen Regierung und den Demonstranten sehen wir derzeit nicht als notwendig an. So beschränken wir unser Engagement auf das Gebet für den Frieden.
Wir ermahnen die Regierenden, keine Gewalt anzuwenden, und rufen zum Dialog zwischen allen Seiten auf. Wir hoffen, dass die Stimme des Volkes letztendlich gehört wird und dass die konstruktiven Kräfte sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft zu einer friedlichen Lösung der Krise beitragen werden. Dafür beten wir ununterbrochen.
Frage: Auslöser der Demonstrationen ist die überraschende Ablehnung der Regierung, ein Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterschreiben. Was erwarten Sie jetzt von der EU?
Dziurach: In diesen Tagen findet hier in Kiew das friedliche, aber sehr entschlossene Ringen für Europa statt. Wir hoffen sehr, dass die EU die Stimme unseres Volkes hört und kein passiver Beobachter bleiben wird. In den vergangenen Tagen haben wir mehrere Zeichen der Solidarität von den Menschen und Institutionen im Westen erhalten. Wir danken ihnen herzlich für diese Zeichen, die für uns eine große Ermutigung sind. Hunderttausende Ukrainer, die den Willen des Volkes vertreten, streben nach Europa, weil sie sich als Europäer betrachten und zurück nach Hause gelangen wollen. Wir kommen nicht mit leeren Händen. Deshalb wollen wir glauben, dass auch die Verantwortlichen in Europa unser Volk in dieser Situation nicht verraten werden – weil sich Europa sonst selbst verleugnen würde.
Von Oliver Hinz