„In dem Hospiz wurde ich überraschenderweise wieder gesund.“ Er wolle nicht von göttlicher Fügung reden oder einem Wunder: „Es war einfach die liebevolle Pflege, die mir geholfen hat“, sagt Kilbinger, der seit über 20 Jahren in Thailand lebt. Nach seiner Genesung ist er bei den Kamillianern geblieben. In dem Zentrum in Rayong baut der handwerklich begabte IT-Spezialist Rollstühle und Gehhilfen für Patienten, die durch ihre Erkrankung zu Behinderten geworden sind.
Kilbinger ist homosexuell – für die Kamillianer kein Problem. In der Hafenstadt Rayong in der Provinz Chonburi, dem industriellen Herzen Thailands, blüht die Prostitution. Das nahe gelegene Pattaya gilt als das Epizentrum des thailändischen Sextourismus.
Unterkunft, Ernährung und Schulbildung
Die Kamillianer klären in Schulen, Vereinen und Fabriken über HIV und Aids auf. Dass es für einen katholischen Priester nicht einfach ist, über Sexualität, Homosexualität und sicheren Geschlechtsverkehr zu sprechen, gibt Pater Chaisak freimütig zu. Doch man müsse „die ethischen Dimensionen der Dinge“ erläutern. Natürlich darf er nicht für Kondome werben, geschweige denn welche verteilen. „Wir arbeiten mit Partnerorganisationen zusammen“, sagt er nur.
Jungen Menschen wie Kook bieten die Kamillianer sowohl Unterkunft, Ernährung, Schulbildung als auch Grundkenntnisse für einfache Berufe wie Haushaltshilfe oder Näherin. Die kostenlose Versorgung mit Aids-Medikamenten ist durch staatliche Krankenhäuser gewährleistet. Die älteren Jugendlichen werden im „Zentrum für unabhängiges Leben“ darauf vorbereitet, auf eigenen Füßen zu stehen. In der Wohngemeinschaft müssen sie die normalen Alltagsdinge selbst organisieren, putzen, einkaufen.
Bei der Jobsuche helfen die Kamillianer – keine einfache Aufgabe. Seufzend sagt Pater Chaisak: „Viele Arbeitgeber bestehen auf einem HIV-Test als Einstellungsbedingung. Und wer HIV-positiv ist, kriegt keinen Job.“ Die Stigmatisierung von Aids in Thailand.
Von Michael Lenz