Kritik am deutschen Bildungssystem
Auch das deutsche Bildungssystem sei auf Leistung und nicht auf die Förderung individueller Fähigkeiten fokussiert, beklagte Karin Silbe. Die Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung forderte von der neuen Bundesregierung ein umfassendes, möglichst differenziertes Bildungssystem, das auch Raum für außerschulische Entwicklung lasse. Aufgrund der hohen schulischen Anforderungen hätten junge Menschen heute kaum mehr Zeit für ehrenamtliches Engagement. Wichtig sei dabei auch, dass die Schule auch im ländlichen Raum im Dorf, nahe bei den Menschen bleibe. „Sozialverhalten und Gemeinschaftsgefühl bleiben beim Leistungsprinzip auf der Strecke“, sagte auch der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin, Wolfgang Klose. Für viele Kinder bestehe die Gefahr, dass sie einfach nicht mehr mitkämen. Schule müsse Kindern die Möglichkeit zu individueller Entwicklung geben und Werte vermitteln, sagte Klose.
„Wir sind alle an einen Stern gebunden“, zitierte Erzbischof Chomalí am Ende der Podiumsdiskussion aus einem chilenischen Gedicht. Jede Anstrengung, die für eine bessere Bildung unternommen wird, sei deshalb nicht nur eine Anstrengung für die armen, sondern auch für die reichen Länder. „Es wird auf der ganzen Welt immer weitere Lampedusas geben, wenn es nicht eine Politik der internationalen Solidarität gibt“, sagte Chomalí.
Die Podiumsdiskussion war der politische Auftakt zur
Adveniat-Aktion 2013
, die am ersten Adventssonntag in Osnabrück eröffnet wird. Unter dem Motto „Hunger nach Bildung“ stellt die Jahresaktion den Einsatz der Kirche für mehr Bildungsgerechtigkeit in den Blickpunkt. In Lateinamerika und der Karibik sind Bildungschancen nach wie vor stark von der sozialen Herkunft und finanziellen Möglichkeiten abhängig. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat setzt sich seit Jahrzehnten für mehr Bildungsgerechtigkeit in Lateinamerika und der Karibik ein.