Sorondo: Es fehlt an Problembewusstsein
Allerdings mahnte Akademiepräsident Sorondo zum Abschluss der Konferenz auch ein größeres Engagement der katholischen Kirche im Kampf gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel insgesamt an. Es fehle an Problembewusstsein für einen der dramatischsten Auswüchse der Globalisierung, so der Bischof im Vatikan.
Weltweit 30 Millionen Menschen sind derzeit laut
Global Slavery Index 2013
Opfer des „Human Trafficking“. Allein zwei Millionen Opfer werden nach UN-Angaben jährlich in die Zwangsprostitution gezwungen.
Dagegen hätten die Teilnehmer der vatikanischen Konferenz mehrere Dutzend Vorschläge zum effektiveren Kampf erarbeitet, so Sorondo.
Übel an der Wurzel packen
Die Teilnehmer der Konferenz forderten vor allem eine Veränderung der Lebensumstände, die den Nährboden des Menschenhandels bilden. Er gedeihe vor allem dort, wo Armut herrscht, unterstrich der argentinische Soziologe und Konferenzteilnehmer Juan Jose Llach. Schwache und korrupte Staaten mit einer verelendeten und perspektivlosen Bevölkerung machten der Menschenhändler-Mafia das Geschäft leicht. Auch zerrüttete Familienverhältnisse und Drogensucht begünstigten das Milliardengeschäft mit den überwiegend jungen Opfern, die mit falschen Versprechungen in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gelockt würden.
Künftig will der Vatikan weitere Veranstaltungen zum Thema organisieren. Für 2015 ist eine Großkonferenz gegen den Menschenhandel vorgesehen. Der Papst, der aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires mit dem Problem eng vertraut sei, plane ein aufsehenerregendes Signal, kündigte Sorondo an. Mehrfach hat Franziskus bereits die modernen Formen der Sklaverei angeprangert, als eine „Schande für unsere Gesellschaften, die sich als zivilisiert bezeichnen“. Was genau der Papst 2015 unternehmen will, sagte Sorondo nicht. In Deutschland dürfte die Gesetzgebung zur Prostitution zu diesem Zeitpunkt dann schon nicht mehr dieselbe sein.
Von Christoph Schmidt