Flüchtlingsdrama „Schande auch für afrikanische Regierungen“
Der Erzbischof von Addis Abeba, Berhaneyesus Demerew Souraphiel, erinnerte im Gespräch mit Radio Vatikan daran, dass viele afrikanische Regierungen ihren Anteil an der Flüchtlingstragödie von Lampedusa tragen. „Wenn die Situation zu Hause besser wäre, wenn es Arbeit gäbe und wenn man sich frei ausdrücken und äußern könnte, wenn es Zeichen der Hoffnung vor allem für junge Menschen gäbe, dann hätten sie diese Reise nicht gewagt“, so der Geistliche am Montag im Interview.
Die Bundesregierung sprach sich am Montag dafür aus, die europäischen Asylregelungen zu überdenken. Man müsse sich zusammensetzen und gemeinsam überlegen, ob Verbesserungen notwendig seien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert gestern in Berlin. Eine vom Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, sowie von Hilfsorganisationen geforderte zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland lehnt die Bundesregierung ab.
Pro Asyl gegen „Abschottungspolitik“
Unterdessen erwartet die Hilfsorganisation Pro Asyl ein Signal zur Abkehr von der „bisherigen Abschottungspolitik gegenüber Schutzsuchenden“. Deutschland müsse hier sein politisches Gewicht in der Europäischen Union endlich zugunsten einer Flüchtlingspolitik einsetzen, die Flüchtlingen eine gefahrenfreie Einreise ermögliche, so der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation, Günter Burkhardt. Das Argument, die EU müsse sich statt für den Flüchtlingsschutz für die Verbesserung der Situation in den Herkunftsländern einsetzen, gehe an der Realität vorbei. Es sei derzeit in keiner Weise ersichtlich, dass dies die gewaltsamen Konflikte etwa in Syrien, Somalia, Eritrea, Afghanistan oder Irak stoppen könne. (KNA/Radio Vatikan)