Wildwuchernde Korruption sei nicht alleine der Grund für diese folgenschweren Fehlentwicklungen, gab Bruder Ansgar Stüfe, Missionsprokurator der Benediktiner in St. Ottilien, zu bedenken. Die Schuld nur bei den Afrikanern und ihren Regierungen zu suchen, umreiße das Problem nicht vollständig. „Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe ist mittlerweile ein millionenschwerer Wirtschaftszweig, an dem viele Arbeitsplätze hängen“, meinte der Mediziner. Das Interesse der Industrienationen an einer wirklichen Entwicklung bezweifle er daher ebenso, wie das der afrikanischen Machteliten. In eine ähnliche Kerbe schlug auch Uwe Kekeritz, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen: „Europa gibt korrupten Despoten die Möglichkeit, ihr Geld gewinnbringend bei uns anzulegen. Wir machen Geschäfte mit Menschen, die nachweislich keine humanitären Ziele verfolgen und wir bereichern uns an den billigen Rohstoffen Afrikas“, kritisiert der Vorsitzende des Unterausschusses für Gesundheit.
Entwicklung von unten nach oben
Was also ist die Konsequenz, wenn Entwicklungshilfe scheinbar mehr Schaden anrichtet, als sie nützt? Abschaffen? Das lehnten die Experten geschlossen ab. Vielmehr plädieren sie dafür, die Art und Weise der Entwicklungszusammenarbeit radikal zu überdenken. Unstrittig blieb dabei, dass nachhaltige Hilfe an der Basis, also bei den Betroffenen selbst, ansetzen muss. Allein die Frage nach den Akteuren gab Anlass zur Diskussion.
„Wir dürfen nur mit Regierungen zusammenarbeiten, die kooperieren, demokratische Werte vertreten und die Volkswirtschaft stärken“, lautete der Vorschlag Addicks. „Eine Entwicklung kann nur von unten nach oben stattfinden. Die Landwirtschaft, kleine Betriebe und Unternehmen müssen gefördert werden. Der Rest ergebe sich von alleine.“
Mit seinem Fokus auf reiner Wirtschaftsförderung blieb der Freie Liberale allerdings allein. „Es ist wichtig, dort zu helfen, wo tatsächlich Hilfe gebraucht wird“, meinte Bruder Ansgar Stüfe. Der Benediktiner leitete als Chefarzt selbst jahrelang ein Missionskrankenhaus in Tansania. Seiner Erfahrung nach könne mit dem Engagement der Kirchen und Nichtregierungsorganisationen ein großer Beitrag zur Entwicklung der Länder geleistet werden. Insbesondere in den Bereichen Bildung und Gesundheitswesen hätten die Kirchen große Erfolge erzielt, berichtete er. Eine Veränderung der politischen und kulturellen Strukturen von außen, so seine Überzeugung, können nicht erzwungen werden, hier müsse auf Bildung und die Eigeninitiative der Afrikaner gesetzt werden.