Ordensfrau aus dem Kongo ausgezeichnet
Das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) zeichnet in diesem Jahr die kongolesische Ordensfrau Angelique Namaika mit dem Nansen-Flüchtlingspreis aus. Sie wird damit für ihren Einsatz zugunsten vertriebener Frauen und Mädchen geehrt. Der Preis ist nach dem ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes und norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen (1861–1930) benannt und mit 100.000 Dollar (umgerechnet 75.000 Euro) dotiert, die von der norwegischen und der Schweizer Regierung gespendet werden.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) zeichnet in diesem Jahr die kongolesische Ordensfrau Angelique Namaika mit dem Nansen-Flüchtlingspreis aus. Sie wird damit für ihren Einsatz zugunsten vertriebener Frauen und Mädchen geehrt. Der Preis ist nach dem ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes und norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen (1861–1930) benannt und mit 100.000 Dollar (umgerechnet 75.000 Euro) dotiert, die von der norwegischen und der Schweizer Regierung gespendet werden.
Die 46-jährige Angelique Namaika unterstützt seit Jahren in der Stadt Dungu im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo Frauen und Mädchen, die von bewaffneten Gruppen vertrieben wurden. Zwei Drittel der 350.000 Vertriebenen in der Region waren vor der Lord''s Resistance Army (LRA) geflohen, die für ihre Brutalität bekannt ist. Obwohl heute Friedenssoldaten der Vereinten Nationen in der Region sind, entführt die LRA in einigen Gebieten weiterhin Menschen.
Unterstützung für mehr als 2.000 Frauen
Namaika wurde 2009 selbst durch Kämpfe vertrieben – sie weiß, was es bedeutet, ein Zuhause verlassen zu müssen. Im vergangenen Jahr berichtete sie dem US-Kongress und dem UN-Sicherheitsrat über die Greuel der Lord''s Resistance Army von Joseph Kony, die plündert, tötet, entführt, verstümmelt und vergewaltigt. Im Rahmen ihrer Arbeit als Ordensfrau der Augustinerinnen im Bistum Dungu hat sie inzwischen mehr als 2.000 Frauen geholfen, ein neues Leben anzufangen.
Eine von ihnen ist Rose. Sie war 14 Jahre alt, als sie von der LRA gefangen genommen wurde. „Als ich sie das erste Mal sah, war sie eben von der ugandischen Armee gerettet worden“, erzählt Namaika. Nach 20 Monaten in Gefangenschaft war sie traumatisiert und litt an einer Geschlechtskrankheit. Wochen nach ihrer Befreiung entdeckte sie, dass sie schwanger war. Das Kind, das sie zur Welt brachte, war ebenfalls krank, aber für Ärzte fehlte das Geld. Rose wollte in Dungu ihre Mutter aufsuchen – aber diese wies sie mit dem Vorwurf ab, Teil der LRA gewesen zu sein.
Bildung für vertriebene Frauen und Mädchen
In ihrem „Zentrum für Reintegration und Entwicklung“ setzt sich die Ordensfrau Namaika dafür ein, dass die vertriebenen Frauen und Mädchen von der Gesellschaft wieder akzeptiert werden und sich selbst versorgen können. Eine wichtige Voraussetzung ist aus ihrer Sicht eine Ausbildung. Viele Frauen hatten jedoch nicht einmal Gelegenheit, eine Elementarschule zu besuchen. „Frauen brauchen eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, deshalb habe ich begonnen, sie im Nähen, Backen und Kochen zu unterrichten“, sagt Namaika. Außerdem erhalten die Frauen und Mädchen Unterricht im Lesen und Schreiben.
So bekam auch Rose einen neuen Start, indem sie bei Namaika Backen und Nähen lernte. Heute verkauft die junge Frau ihr Gebäck auf dem Markt und näht Kleider für Frauen und Kinder. Ihr zweijähriger Sohn ist gesund, und auch mit ihrer Mutter versöhnte sie sich. Schwester Angelique Namaika sagt von sich, sie finde nicht nur im Gebet Kraft, sondern vor allem auch durch die Stärke dieser Frauen, die sich nicht entmutigen ließen und immer vorwärts schauten.
Mit dem Preisgeld will sie den Frauen in ihrem Zentrum unter anderem ermöglichen, auf einem großen Feld Maniok und Erdnüsse anzubauen. Der Erlös daraus soll den Frauen erlauben, ihre Kinder zur Schule zu schicken und bei Bedarf Medikamente zu kaufen. Den Preis nimmt Namaika am 30. September in Genf entgegen. Für den 2. Oktober ist eine Reise nach Rom geplant: Dort will die Ordensfrau mit Papst Franziskus zusammentreffen.
Von Annegret Mathari