Die beiden Instruktionen der Glaubenskongregation würden oft nicht richtig gelesen, sagte Gutierrez. Das erste Dokument von 1984, in dem es nur um die Irrtümer der Befreiungstheologie gehe, müsse stets im Zusammenhang mit dem zweiten Dokument gesehen werden, das versuche, die Befreiungstheologie besser zu verstehen. Allerdings werde sie in der ersten Instruktion zu pauschal dargestellt. Die Befreiungstheologie bestehe nicht aus abstrakten Ideen, sondern aus „Namen und Personen“, so Gutierrez.
Gutierrez trifft Papst Franziskus
Der 85-jährige Dominikanerpater Gutierrez trifft diese Woche im Vatikan mit Papst Franziskus zusammen. Franziskus betont das Eintreten für die Armen als ein Grundanliegen der Kirche; deshalb wird über eine Öffnung des Vatikans gegenüber der Befreiungstheologie spekuliert.
Am Sonntag hatte Gutierrez mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, in Mantua die italienische Fassung eines gemeinsamen Buchs über die Befreiungstheologie vorgestellt. Beide verbindet eine langjährige Freundschaft.
Gutierrez'' 1971 veröffentlichtes Buch „Theologie der Befreiung“ gab der Befreiungstheologie ihren Namen. Der Peruaner selbst geriet nie ernsthaft in Konflikt mit der Glaubenskongregation, obwohl seine Schriften eingehend geprüft wurden.