„Leben wir die Brüderlichkeit!“
Die meisten der Flüchtlinge hätten eine schwierige Reise hinter sich: Franziskus nannte das Stichwort Lampedusa, die Insel vor Sizilien, an der immer wieder Bootsflüchtlinge aus Afrika anlanden. Er selbst hat Lampedusa im Juli auf seiner ersten Papstreise besucht. Er denke daran, dass auch Frauen, Mütter, die lebensgefährliche Überfahrt auf sich nähmen, um ihren Familien ein „anderes Leben“ zu ermöglichen. „Rom sollte eine Stadt sein, in der sich eine menschliche Dimension wiederfinden lässt: eine Stadt, wo man das Lächeln wieder lernen kann. Aber wie oft sind stattdessen Menschen hier gezwungen, in prekären, manchmal unerträglichen Verhältnissen zu leben, ohne ein würdiges Leben starten oder an eine Zukunft denken zu können!“
Darum danke er den Engagierten hier im „Centro Astalli“. Die 1981 gegründete Einrichtung stützt sich unter anderem auf 400 Freiwillige. „Haltet immer die Hoffnung am Leben! Helft dabei, Vertrauen wiederzufinden! Zeigt, dass sich mit Aufnahmebereitschaft und Brüderlichkeit ein Fenster zur Zukunft aufstoßen lässt ... mehr als ein Fenster: eine Tür! Und es ist schön, dass hier mit den Jesuiten christliche und nichtglaubende Männer und Frauen – oder solche, die anderen Religionen angehören – zusammenarbeiten.“
Solidarität „fast ein Schimpfwort“
Solidarität sei heute „fast zu einem Schimpfwort geworden“, beklagte der Papst, dabei sei es „unser Wort“. Die Armen seien „unsere besonderen Lehrer in der Gotteserkenntnis“, ihre Einfachheit reiße „unserem Egoismus und unseren falschen Sicherheiten die Maske herunter“. Sie führten uns „zur Erfahrung der Nähe und Zärtlichkeit Gottes“, so Franziskus.
„Andere aufzunehmen reicht nicht. Man kann jemandem nicht einfach nur ein Brötchen geben, wenn man ihm nicht auch die Möglichkeit gibt, mit den eigenen Beinen zu laufen. Eine Nächstenliebe, die den Armen so lässt, wie er ist, reicht nicht! Wahre Barmherzigkeit, wie Gott sie uns gibt und lehrt, verlangt nach Gerechtigkeit. Der Arme soll einen Weg finden, kein Armer mehr zu sein.“