Und das dritte Problem ist, dass die angedachten Mittel, die zur Bestrafung des Missbrauchs als angemessen angesehen werden, nicht die vielen Opfer des ursprünglichen Missbrauchs schädigen dürfen, wenn er denn einmal nachgewiesen ist. Erfahrungen in der Vergangenheit lehren uns, dass dies praktisch unmöglich ist (selbst wenn wir die Opfer als „Kollateralschäden“ bezeichnen) und dass die Ergebnisse das Leiden der normalen unschuldigen und armen Menschen vergrößern. Wir alle wissen genau, dass die großen Weisen und die Regionsstifter aller Traditionen und Kulturen sich darum gesorgt haben, menschliches Leiden zu vermindern. Es ist sehr beunruhigend, dass wir im Namen der Gerechtigkeit einen Angriff planen, der das Leiden der Opfer vergrößern wird.
Frage: Urteilen Sie nicht zu hart gegenüber den Vereinigten Staaten?
Nicolás: Ich glaube nicht. Ich habe kein Vorurteil diesem Staat gegenüber, und einige amerikanische Jesuiten arbeiten mit mir zusammen, deren Meinung und Dienst ich sehr schätze. Ich habe niemals negative Gefühle entwickelt gegen die Vereinigte Staaten, ein Land, das ich in vielen Punkten bewundere, das Engagement, die Spiritualität und das Gedankengut eingeschlossen. Aber was mich jetzt am meisten beunruhigt ist, dass genau dieses Land, das ich so sehr schätze, in diesem Moment solch einen schrecklichen Fehler macht. Und ähnliches betrifft Frankreich. Ein Land, das in Geist und Intelligenz wirklich führend war und das für die Zivilisation und die Kultur solch einen großen Beitrag geleistet hat, ist jetzt dazu verleitet, uns in die Barbarei zurückzuführen, in offenem Widerspruch zu dem, wofür Frankreich für viele frühere Generationen ein Symbol war: Dass zwei solche Staaten sich zusammentun zu einem solch ungeheuerlichen Schritt ist Bestandteil der weltweiten Empörung. Wir fürchten nicht den Angriff; wir fürchten die Barbarei, in die wir gebracht werden.
Frage: Aber warum sprechen Sie jetzt so offen?
Nicolás: Weil jetzt Gefahr droht. Weil der Heilige Vater eine außerordentlichen Maßnahme ergriffen hat, um auf die Dringlichkeit der Stunde hinzuweisen. Es ist eine außerordentliche Maßnahme, den 7. September als einen Tag des Fastens für den Frieden festzulegen, und wir wollen uns ihm darin anschließen. Wir erinnern uns, dass an einer Stelle im Evangelium, als Jesu Jünger einen jungen Mann nicht von einem Dämon befreien konnten, Jesus zu ihnen sagte: „Diese Art von Dämon wird nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben.“
Ich finde es extrem erschütternd, dass ein Staat, der sich selbst wenigstens dem Namen nach als christlich bezeichnet, es nicht schafft, eine andere Handlungsweise zu finden, die nicht „militärisch“ ist, sondern dazu beiträgt, die Menschheit zum Gesetz des Dschungels zurückzuführen.
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Das englischsprachige Original des Interviews finden Sie hier.