Marx: Schattenseiten nicht übersehen
Der Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx betonte ebenfalls die „wirklichen Fortschritte“, mahnte aber, die Schattenseiten wie den ungezügelten Finanzkapitalismus, nicht zu übersehen. Marx, der auch Präsident der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen ist, forderte eine neue „Fortschrittsidee für Europa“, denn es müsse um mehr gehen als nur um die Verteidigung des Wohlstands. „Europa heißt Öffnung“, an diesen Kernsatz des Apostolischen Schreibens über die Kirche in Europa von Papst Johannes Paul II. erinnerte der Kardinal. Als „Protagonisten der Freiheit“ sei es für die Christen wichtig, sich mit der Vielfalt der modernen Welt auseinanderzusetzen und positiv am „Projekt Europa“ mitzuarbeiten.
Jan Sokol, Philosoph an der Prager Karls-Universität, teilte den Befund von Kardinal Marx und verwies darauf, dass die Botschaft des Evangeliums in ihrer Radikalität noch längst nicht ausgeschöpft sei. Christen sollten offensiv Haltungen wie Vergebung, Hoffnung, Nächstenliebe und Umkehr in die modernen Gesellschaften einbringen: „Christen schulden ihnen diesen Beitrag“.
Der Europaabgeordnete Bernd Posselt wies am letzten Kongresstag auf einen doppelten Irrtum unserer Zeit hin: Der eine bestehe darin, das Europa von heute einfach als „Fortsetzung des christlichen Abendlandes“ zu betrachten, der andere, es auf eine Art „glaubensfeindliche Entchristlichungsmaschinerie“ zu reduzieren. Vielmehr sollten Christen ihren Glauben aktiv als „Beitrag zur Entstehung eines geeinten Europa“ verstehen und in die Gesellschaft einbringen.
(Renovabis/KNA)