„Keine Ahnung, was noch passiert wäre“
Auch Samuel wandte sich an die Telefonberatung. „Ich war einfach am Ende“, erzählt der 17-jährige Schüler. Zum ersten Mal verliebt, sah er seine Freundin mit einem anderen Jungen in der Stadt. Schock und Enttäuschung plagten ihn in den folgenden Tagen, er dachte sogar an Vergeltung. Der Teenager sah keinen Ausweg mehr. In einem klaren Moment habe er sich an den Don Bosco-Sozialarbeiter erinnert, der in seiner Schule von der Telefonberatung erzählt hatte. Es habe zwar Überwindung gekostet, doch schließlich wählte er die Hotline-Nummer. Ein Berater hörte ihm zu und riet Samuel, mit dem Mädchen zu sprechen. So habe er erfahren, dass es sich bei dem fremden Jungen um den Stiefbruder der Freundin handelte. „Die Telefonberatung war sehr wichtig für mich, sie war anonym und vertraulich. Keine Ahnung, was noch passiert wäre“, sagt der junge Mann.
„Rund die Hälfte unserer Beratungen beschäftigen sich mit den Beziehungsproblemen Jugendlicher. In der Identitätsphase sind junge Menschen besonders auf gute und vertrauliche Beratung angewiesen“, sagt
Bruder Lothar Wagner
aus Trier. Seit fünf Jahren leitet der 39-jährige Sozialpädagoge und Theologe die größte Jugendhilfeeinrichtung in Sierra Leone. „Leider sind Themen wie Liebe, Freundschaft und Sexualität in dem muslimischen Land immer noch ein Tabu. Familien und Schulen leisten weder Sexualaufklärung noch Lebensberatung.“ Umso wichtiger ist die Child Line 116 für die Gespräche und den Austausch mit den Kindern und Jugendlichen.