Seit Beginn der Auseinandersetzung bietet die Kirche den Kleinbauern ein offenes Ohr und Vermittlung. Bischof Omar Sanchez hörte zu, rief zum Dialog auf, half mit, Lösungsvorschläge zu entwickeln, und nahm an fast allen Unterredungen teil. Das Ende der Blockade und den Abbau der Sperren überwachte er höchstpersönlich. Sanchez ist – ganz wie es Papst Franziskus beim Weltjugendtag im brasilianischen Rio de Janeiro forderte – an den Rand der Gesellschaft gegangen – zu denen, um die sich niemand kümmert.
Den Demonstranten eine Stimme geben
Während der amtierende Bischof mit den Konfliktparteien spricht, erklärt sein Vorgänger Gomez die Motive des Aufstands: „Die Kleinbauern von Catatumbo leiden seit vielen Jahren darunter, vom Staat vergessen worden zu sein. Sie fordern Investitionen in Straßen, Bildung, Gesundheit und Wohnungsbau.“ Gomez selbst will den Demonstranten eine Stimme geben, ohne dass er sich von ihnen politisch instrumentalisieren lassen möchte.
Genau das aber drohte zwischenzeitlich. Die linksgerichtete Guerilla-Organisation FARC, deren führende Köpfe seit Monaten in der kubanischen Hauptstadt Havanna mit der Regierung von Juan Manuel Santos über ein Ende des bewaffneten Konfliktes verhandeln, bot den Kleinbauern öffentlich an, Waffen und Kämpfer zur Verfügung zu stellen. Die Regierung schaltete auf stur: Die FARC habe die Kleinbauern aufgewiegelt, erklärten Minister. Es machte die Sache nicht besser, dass Teilnehmer eines Forums linker lateinamerikanischen Parteien in Sao Paulo für den 19. August zu einem Streik in Kolumbien aufriefen.
Doch die Strategie der Bischöfe von Tibu hatte bislang die überzeugenderen Argumente. Kolumbiens Präsident Santos kündigte am Wochenende an, seine Regierung wolle in direkten Gesprächen mit Sprechern der Campesinos noch diese Woche eine Lösung für den Konflikt angehen. Der Dialog solle ohne Vorbedingungen und ergebnisoffen geführt werden, erklärte Santos. Nun wollen sie miteinander reden. Bischof Omar Alberto Sanchez wird wieder genau zuhören.
Von Tobias Käufer