Auch der Stadt Rio, die vor der Fußballweltmeisterschaft und den Olympischen Spielen Ruhe in den Armenvierteln schaffen will, erteilte er eine Lektion. Eine massive Polizeipräsenz reiche nicht aus, um eine Favela dauerhaft zu befrieden, solange die Armen weiterhin an den Rand gedrängt würden, sagte er. Ungewöhnlich konkret wurde Franziskus zudem beim Thema Drogen: Den Bestrebungen in einigen lateinamerikanischen Ländern leichte Drogen zu legalisieren, erteilte er eine klare Absage.
Praktische Umsetzung der "Kirche für die Armen"
Und schließlich demonstrierte der Papst aller Welt, was für ihn eine "Kirche für die Armen" jenseits von Predigtmanuskripten bedeutet: Er besuchte ein Armenviertel und traf sich mit Strafgefangenen und Drogenabhängigen. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, um über 1.000 katholische Bischöfen aus der ganzen Welt persönlich zum Einsatz für die Armen zu ermahnen. Sie seien "die wahren VIPs, die wir in die Pfarreien einladen müssen".
Nach den chaotischen Szenen mit einem Papst, der am Montag nach seiner Ankunft in der Innenstadt von Rio in einem Kleinwagen mit nur einer Handvoll Sicherheitskräften seinen Fans ausgeliefert zu sein schien, verlief der Besuch in den folgenden Tagen weitgehend ruhig und entspannt. Dass Franziskus von seinen Fans Geschenke wie Bonbons in seinen offenen Wagen geworfen wurden und immer wieder Einzelne bis zu ihm vordrangen, störte ihn offenbar nicht. Die Präsenz der Sicherheitskräfte war stark, aber in der Regel nicht störend.