Wiesemann: Die Forderung nach Frieden stand im Mittelpunkt. Die Jugendlichen wünschen sich mehr Geld für Bildung und soziale Gerechtigkeit statt für Waffen und Krieg. Sie erhoffen sich kostenfreie Bildung für alle. Und es ist doch wirklich so, dass alle Menschen Zugang zur Bildung haben müssen. Denn Bildung und Arbeit sichern ein selbstbestimmtes Leben. Zudem wünschen sich die Jugendlichen mehr Einsatz für die Umwelt und für nachhaltige Entwicklung, auch von der Kirche. Aber auch Staaten und Regierungen müssen ihre Anstrengungen für nachhaltiges Produzieren und Konsumieren erhöhen, zur Bewahrung von Gottes Schöpfung. Von der Kirche forderten die Jugendlichen mehr Mut zu jugendgerechten Themen und Formen und formulierten den Wunsch nach einer authentischen und ehrlichen Kirche.
Frage: Beim Besuch von Projekten lernten einige deutsche Jugendliche die Probleme der Brasilianer kennen. War das nicht harter Tobak für sie?
Wiesemann: Für einige bestimmt. Aber wann hat man schon die Gelegenheit, sich mit Gottes Auftrag an uns, mit der Nächstenliebe, so ganz direkt zu befassen? Außerdem erlebten die Jugendlichen in Lateinamerika eine junge und lebendige Kirche, andere Formen der Gemeindearbeit sowie eine ganz große Gastfreundschaft in den Familien, in denen sie untergebracht wurden. Gegenseitiges Kennenlernen, Zuhören und gemeinsames Lernen von anderen gehören durch die „Missionarische Woche“, die vor dem Weltjugendtag in zahlreichen Diözesen in Brasilien stattgefunden hat, ganz wesentlich zu den Weltjugendtagen dazu.
Das Interview führte Lena Kretschmann.