Frage: Prälat Klaschka, welche Rolle hat der damalige Kardinal von Buenos Aires Jorge Mario Bergoglio 2007 in Aparecida gespielt?
Klaschka: Der heutige Papst hat vor allem die Gestaltung des Abschlussdokuments mitgeprägt. Er war Leiter des Redaktionskomitees, das für die Erstellung des Papiers zuständig war.
Frage: Wie muss man sich seine Arbeit vorstellen?
Klaschka: Bergoglio hatte einen sehr dialogorientierten Stil. Ihm kam es darauf an, die Bischöfe kollegial in den Entstehungsprozess des Dokuments einzubinden. Das Gespräch mit den anderen Teilnehmern war ihm sehr wichtig. Er bewies großes Geschick darin, mit Vertretern aller Richtungen zu reden. Diesen Kurs hat er bestimmt und entschieden verfolgt.
Frage: Kann man sagen, dass das Abschlussdokument die Handschrift des heutigen Papstes trägt – etwa mit Blick auf die sogenannte vorrangige Option für die Armen?
Klaschka: Von der Handschrift des Papstes würde ich nicht sprechen. Zweifelsohne enthält das Dokument jedoch viele Aussagen, die die Rede von Franziskus maßgeblich prägen. Der Streit über die „Option für die Armen“ und die Befreiungstheologie wird oft übertrieben dargestellt; in Aparecida waren diese Grabenkämpfe bereits überwunden. Bergoglio wollte die Option für die Armen jenseits aller Grabenkämpfe im Abschlussdokument verankern. Darin wird sie in den größeren Zusammenhang der Mission gestellt.
Frage: Welche Bedeutung hat Aparecida für Franziskus?
Klaschka: Abgesehen von den vielen inhaltlichen Berührungspunkten zwischen seinen Äußerungen als Papst und den Aussagen des Abschlussdokuments lässt sich die Bedeutung auch an seinen Personalentscheidungen ablesen. Seine heutigen Berater, etwa Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, waren zum Teil schon enge Weggefährten in Aparecida.
Von Thomas Jansen (KNA)