Die Sicherheitskräfte, die vor dem Gouverneurspalast in größerer Zahl Dienst taten, hatten offenbar den Wunsch des Papstes beherzigt: Die meisten trugen keine automatischen Waffen. Die Stimmung ist hier friedlich und entspannt. Vor dem Palast jubeln dem Papst mehrere hundert Menschen zu; von Protesten keine Spur.
Jugendliche müssen besser integriert werden
Begonnen hatte die Reise am Montagmorgen mit einer Überraschung: Auf dem Weg zum Weltjugendtag prangerte der Papst nicht etwa nur die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern an. Er beklagte auch die gesellschaftliche Ausgrenzung alter Menschen. Was für viele alte Menschen schon längst Realität sei – dass sie nämlich als vermeintlich nutzlose Gruppe an den Rand gedrängt würden – drohe auch den arbeitslosen Jugendlichen, so Franziskus. Jugendliche, die keine Arbeit hätten, verlören ihre Würde. Seine Botschaft für den Weltjugendtag lautete: Die Jugendlichen müssten besser in ihr soziales Umfeld integriert werden. Familie, Gesellschaft, Vaterland und Glauben müssten ihnen mehr Rückhalt geben, forderte der Papst.
Im Gegensatz zu Benedikt XVI. und Johannes Paul II. hatte Franziskus auf eine Pressekonferenz während des Fluges von Rom nach Rio verzichtet. Er wisse selbst nicht so genau, warum er keine Interviews gebe, gestand er den Journalisten. Er fühle sich unter ihnen ein bisschen wie der Prophet Daniel in der Löwengrube. Möglicherweise sei ihm das zu anstrengend, so der Papst – der sich freilich um eine gute Presse bislang nicht sorgen musste.
Programm des Papstes
Franziskus bleibt eine Woche in Brasilien. Auf dem Programm stehen neben dem Besuch des Weltjugendtags in Rio de Janeiro auch ein Abstecher in den Marienwallfahrtsort Aparecida. Höhepunkte werden ein Abendgebet am Samstag und eine Messe am Sonntagmorgen auf einem 3,5 Quadratkilometer großen Freigelände. Es ist die erste Rückkehr des Argentiniers Franziskus auf seinen Heimatkontinent seit seiner Papstwahl Mitte März.
In Brasilien will Franziskus besonders auf Arme und Benachteiligte zugehen. Am Donnerstag besucht er eine Favela, ein Elendsquartier im Norden Rios. Zuvor will er am Mittwoch in einem Krankenhaus eine neue Abteilung zur Behandlung Drogenabhängiger einweihen.
An diesem Dienstag kann sich Franziskus zunächst von den Strapazen des rund zwölfstündigen Flugs erholen; öffentliche Termine sind nicht vorgesehen. Der Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtages am Nachmittag (Ortszeit) findet traditionell ohne den Papst statt.
Von Thomas Jansen