Zudem bräuchten die Flüchtlinge „mehr Berater, die ihnen helfen, sich hier zurechtzufinden“, betonte Pflüger. „Sonst hören sie auf den Flurfunk, der ihnen beispielsweise einredet, sie müssten ihre Identität verheimlichen, obwohl das unter Umständen alles nur schlimmer macht“, erklärte der Jesuit, der auch Seelsorger des Erzbistums Berlin für Flüchtlinge ist. Zudem mahnte er die Behörden, korrekt über deren Kriminalitätsrate zu informieren. Asylsuchende verstießen zumeist gegen die Residenzpflicht oder gegen das Arbeitsverbot, „also gegen eine absurde Rechtslage, die nur sie betrifft“.
Pflüger verteidigte auch das seit Monaten bestehende Flüchtlingscamp auf dem Kreuzberger Oranienplatz. Er bezeichnete es „als berechtigten Protest gegen die Verhältnisse, die Flüchtlinge in Deutschland vorfinden“. Es könne jedoch kein Dauerzustand sein, „auch wegen der schlechten Bedingungen für die Bewohner“. Dazu müsse den Betroffenen allerdings eine annehmbare Alternative angeboten werden.
Der JRS-Direktor bekräftigte die Kritik an der Asylrechtsänderung von 1993. Seither „läuft alles darauf hinaus, Flüchtlinge abzuweisen“. Dazu gehöre auch das Arbeitsverbot, das die Menschen zermürbe und seelisch krank mache. „Zugleich werfen wir ihnen vor, dass sie uns auf der Tasche liegen“, so Pflüger. Zudem sei die Verpflichtung für Flüchtlinge, sich in bestimmten Regionen aufzuhalten, „so unwürdig wie die Sachleistungen, die Flüchtlinge statt Geld bekommen“.