Amnesty International (AI) rief die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, die Menschenrechte zu schützen. „Es gibt begründete Sorge, dass es zu Repressalien und Racheakten kommt“, sagt Ägypten-Expertin Alexia Knappmann am Donnerstag in Berlin. Die Armee habe bereits verkündet, auf jegliche Gewalt mit Entschlossenheit und Härte zu reagieren. „Das Militär und die Polizei hat sich in der Vergangenheit immer wieder schwerer Menschenrechtsverletzungen wie Folter und der Anwendung exzessiver Gewalt gegen Demonstranten schuldig gemacht.“ Niemand dürfe für die friedliche Ausübung des Demonstrationsrechtes bestraft werden.
Auch die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ sieht unter Verweis auf die Schließung Mursi nahestehender TV-Sender die Pressefreiheit in Gefahr. Die neuen Machthaber versuchten offenbar mit allen Mitteln, eine kritische Berichterstattung zu verhindern, forderte Geschäftsführer Christian Mihr. Jetzt müsse zügig eine Verfassung ausgearbeitet werden, die die Pressefreiheit und andere Menschenrechte schütze.
Damian und Missio begrüßen Entmachtung
Der koptische Bischof für Deutschland, Anba Damian, begrüßte die friedliche Entmachtung von Mursi. Er habe die große Hoffnung, dass es mit dem Land wieder aufwärts gehe und dass die koptischen Christen in Ägypten gleichberechtigt würden, sagte Damian in Höxter der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Unter dem Deckmantel des Islam hätten die Muslimbrüder vor allem eigene Interessen verfolgt und eine korrupte Herrschaft errichtet. Das ägyptische Volk habe jedoch gemerkt, dass eine islamistische Regierung nicht die Lösung für die vielfältigen Probleme des Landes biete, so Damian.
Der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Sedrak erklärte in Kairo, die Armee habe ihre Verantwortung für das Wohlergehen Ägyptens wahrgenommen. Auch das katholische Hilfswerk Missio Aachen begrüßte die Entwicklung. „Wir hoffen, dass die demokratische Revolution durch die aktuellen Ereignisse eine zweite Chance erhält“, sagte Nahost-Referent Matthias Vogt. Dass auch der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. in die Entscheidung über eine Entmachtung des Präsidenten eingebunden worden seien, bedeute „eine Kehrtwende in der Politik Ägyptens“.