Die Kehrseite von Lukas‘ Dasein als „Wandermissionar“: Kaum ist er irgendwo angekommen, muss er auch schon wieder weiter. „Ich fange überall wieder bei null an“, sagt er. „Manchmal bin ich es leid, immer wieder neue Hände schütteln und mich vorstellen zu müssen. Ich würde mich gerne mal irgendwo für längere Zeit angekommen und angenommen fühlen.“ In Rurópolis, seiner aktuellen Station, ist er zumindest schon wieder so lange, dass er auf den staubigen Straßen als „alemão“, als Deutscher erkannt und angesprochen wird. Und zwar als jener Deutscher, der mit dem indonesischen Pater Yosef Mapang Pukan und dem togolesische Pater Jean-Paul Skipe zusammen unter einem Dach wohnt. Tagsüber binden ihn seine Gastgeber in die Pastoralarbeit vor Ort ein, fahren mit ihm etwa in die Außenstationen der Pfarrei, die bis zu 100 Kilometer von Rurópolis entfernt liegen. Nach getaner Arbeit schaut Lukas bei den Schildkröten im Pfarrgarten vorbei. Oder auf dem Volleyballfeld nahe des Marktplatzes.
Die Kirche hat sich inzwischen geleert. Jetzt tritt Lukas ans Weltjugendtagskreuz, nimmt sich einige Minuten Zeit zum Gebet. Dass das Ende seiner Zeit in Brasilien mit dem Treffen der Weltjugend zusammenfällt, freut den Missionar auf Zeit. „Einen schöneren Abschluss kann man sich doch nicht wünschen“, sagt er. Seine Erwartungen an Rio? „Ich glaube, dass es eine große Feier werden wird“, meint Lukas. „Wenn schon in abgelegenen Gemeinden am Amazonas im Gottesdienst getanzt, geklatscht und gesungen wird – wie wird das erst in Rio sein?“ Die Stadt am Zuckerhut vereine mit ihren Prachtstraßen und armen Favelas viele Gegensätze in sich. „Das könnte zu Spannungen, aber auch zu vielen Möglichkeiten führen.“
Lukas wird es hautnah miterleben. Mit der Hängematte im Gepäck.
Von Markus Frädrich