Auch über die wirklich drückenden Probleme will Everaldo lieber nicht reden. Die 50 Meter neben der Kapelle verlaufende Straße heißt Leopoldo Bulhoes, in Rio besser bekannt als „Gazastreifen“ – eine wenig schmeichelhafte Anlehnung an den blutigen Nahost-Konflikt. Zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens habe sich niemand getraut, die Straße zu überqueren, sagt Everaldo. Mehr will er nicht sagen.
Region befriedet
Die verfeindeten Drogenbanden der Manguinhos und der Mandela-Favela beschossen sich über Jahre quer über die Straße; regelmäßig starben Passanten im Kreuzfeuer. Seit Januar ist die Region nun von der Polizei besetzt; eine der rund 30 städtischen UPP-Befriedungseinheiten ist hier stationiert. Mittlerweile zieht sich das Netz der UPPs über ganz Rio, was laut den offiziellen Statements der Regierung Frieden in die Nachbarschaften gebracht hat. Everaldo schweigt dazu.
Nach fünf Minuten Fußmarsch gelangt man an einen von einer weißen Mauer umgebenen Bolzplatz. Kinder kicken in der unbarmherzigen Mittagssonne, manche lassen selbst gebastelte Drachen steigen. „Hier oben bauen wir eine Bühne auf.“ Everaldo, der dem Komitee aus Anwohnern angehört, das den Besuch organisiert, zeigt auf das Flachdach der Umkleide. Von dort oben soll der Papst sprechen, „ein paar tausend Leute könnten es werden“, vielleicht sogar 20.000.
Papst gegen Absperrungen
Die baufällige Begrenzungsmauer soll noch nachgebessert werden, damit sie nicht einstürzt. Aber keine Absperrungen; der Papst habe ausdrücklich um Kontakt zu den Bewohnern gebeten.