Samuel aus Simbabwe wusste nicht einmal, dass Kroatien überhaupt existiert, bevor er von Ungarn aus dorthin abgeschoben wurde. „Ich kannte dieses Land nicht und hatte noch nie davon gehört“, sagt er. Sieben Monate lang wartete er, bevor sein Asylantrag abgelehnt wurde. Er erhielt keinerlei Informationen, weder über das kroatische Asylsystem noch darüber, was ihn sonst erwartete. Nach seiner Ablehnung stellte er erneut einen Asylantrag. Als JRS Europe mit ihm sprach, hatte Samuel fast anderthalb Jahre in dem Aufnahmezentrum verbracht.
„Unterhalb aller Standards“
Verschärft werden die Herausforderungen in Kroatien durch die schlechten Aufnahmebedingungen im Nachbarland Mazedonien. Die Lebensumstände, auf die JRS im Aufnahmezentrum von Vizbegovo nahe der Hauptstadt Skopje stieß, waren entsetzlich. „Kleine Kinder müssen auf engstem Raum mit anderen Bewohnern in improvisierten Unterkünften leben, die für Kinder und Familien nicht geeignet sind“, sagt Coleridge. Die öffentliche Versorgung der Einrichtung funktioniert nicht, weshalb sich der Müll auf den Fluren stapelt. „Der Zustand der Einrichtung liegt unterhalb aller Standards.“
Mit dem mazedonischen Asylsystem sieht es insgesamt nicht besser aus: Anträge werden nur langsam bearbeitet, Asylsuchende erhalten kaum Informationen und keinen Rechtsbeistand. Es fehlt an Übersetzern, so dass die Behörden mit vielen der ihnen anvertrauten Asylantragsteller nicht kommunizieren können. „Für die meisten ist Mazedonien eher ein Transit- als ein Zielland”, merkt Benedict Coleridge an. „Der Umstand, dass die mazedonischen Behörden im Jahr 2011 nicht einen einzigen Asylantrag positiv beschieden haben, verstärkt diesen Trend ebenso wie die miserablen Lebensbedingungen im Aufnahmezentrum in Vizbegovo.“