Schick: Ich hoffe nicht. Wir appellieren immer wieder an das Gute des Menschen, jeder Mensch ist nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen, und wir vertrauen darauf, dass der Mensch grundsätzlich gut ist. Und wenn er böse handelt, dann ist er eigentlich von sich selbst entfremdet, von seinem Gutsein entfremdet, und handelt dann böse. Wir appellieren immer wieder an das Gute im Menschen.
Gesetzgebung ist wichtig und kann Menschenhandel verhindern und manches andere Böse auch, aber das ist nicht allein die Gesetzgebung, die Böses verhindern kann. Wir appellieren auch immer wieder an die Menschen, dass sie nicht ihre Habgier, ihre Machtgier, ihren Versuchungen und inneren Bedürfnissen, die schlecht sind, zum Teil nachgeben, sondern dass sie sich auch nach dem Tugendkatalog immer wieder richten, also die Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Maßhalten, Weisheit, dass das durchgehalten wird und den Menschen bestimmt, und dass er auch danach strebt, nach Solidarität, nach Güte, nach Barmherzigkeit, dass die Menschen gegenseitig ihre Würde und ihre Rechte anerkennen. Auch das ist ein wichtiges Feld, wo wir wirken müssen, da ist auch die Bildung wichtig, die Herzensbildung, die Gewissensbildung, auch das ist ein Bereich, in dem wir tätig sind und sein müssen als Kirche und als Christen.
Gessler: Hat das die katholische Kirche in diesen Diskussionen, gerade bei Prostitution, vielleicht etwas schwerer, weil sie eben von ihren Priestern das Zölibat verlangt und man dann irgendwie denkt, na ja, die Leute, die da reden, gerade auf Bischofsebene, die wissen nicht wirklich, wovon sie reden?
Schick: Dieser Vorwurf ist sicher nicht richtig, aber verständlich. Ein Priester kann genauso gut sich informieren wie alle anderen auch, und alle, die gegen Menschenhandel zur Zwangsprostitution sind, die sind ja nicht selber darin verwickelt. Auch die engagierten Laien, die wir haben, wir haben uns informieren lassen von Frauen aus dem Libanon, aus Indien, aus Mexiko, die dort Aktivistinnen gegen Menschenhandel sind. Wir tun als Priester das Unsrige, aber die katholische Kirche ist breiter aufgestellt als Priester und Bischöfe.
Gessler: Ganz konkret, sollte etwa wie in Schweden zum Schutz von Frauen, auch in Deutschland, der Freier bestraft werden?
Schick: Ja, das ist eine Forderung, die wir schon lange stellen, dass auch Freier bestraft werden. Es werden ja auch Freier bestraft, zum Beispiel, wenn sie wissen, dass Zwangsprostitution vorliegt, wenn sie Minderjährige eben missbrauchen, dann wird ja auch bestraft. Aber diese Bestrafung der Freier, die müsste noch weiter gefasst werden, um auch da mitzuhelfen, dass Menschenhandel für Prostitution nicht vorkommt.