Niebel: Wir brauchen eine höhere Verbindlichkeit auf allen Seiten. Dazu müssen wir ab 2015 eine höhere Rechenschaftspflicht für Geber wie Empfängerländer vereinbaren. Die Industrieländer müssen nachvollziehbar zu ihren Zusagen stehen. Die Schwellenländer sollten entsprechend ihrem wachsenden Einfluss auch Verantwortung übernehmen und die Entwicklungsländer müssen die Reformversprechen für eine wirksame Entwicklung einhalten. Deshalb brauchen wir globale Entwicklungsziele, die dann für einzelne Nationen runtergebrochen werden.
Frage: Die MDGs sollen nach 2015 fortgeschrieben und neu formuliert werden. Zugleich gibt es die Verpflichtungen der Umweltkonferenz von Rio von 2012 für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten SDGs. Wie sollte die Post-2015-Agenda diese Ziele aufnehmen?
Niebel: Wir brauchen nach 2015 unbedingt einen einheitlichen Zielkatalog von Entwicklungs- und Nachhaltigkeitszielen unter der Ägide der Vereinten Nationen. Entwicklung und Nachhaltigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Nur so können wir erfolgreich sein. Die Zusammenführung verlangt noch viele Diskussionen. Ich bin aber überzeugt, dass wir es schaffen werden.
Frage: Ist hierfür eine neue Struktur der UN nötig?
Niebel: Nein, aber Reformen an den bestehenden Institutionen. Nachdem wir in dieser Regierungszeit die deutsche Entwicklungszusammenarbeit reformiert haben, muss es in der kommenden Regierung um die Reform der internationalen Strukturen gehen. Es ist zwar schon etwas geschehen, aber es gibt noch zu viele UN-Fonds, die nebeneinander herlaufen, obgleich sie dieselben Aufgaben haben.
Frage: Wie sollte die UN reformiert werden?
Niebel: Ihre Strukturen spiegeln noch immer den Stand des Kalten Krieges wider. Das zeigt sich etwa an den Vetomächten im Sicherheitsrat. Die Reform ist sicherlich eine Mammutaufgabe. Aber die Zusammenführung der Fonds wäre ein erster, wesentlicher Schritt.