Die Sprecherin der EU-Bischöfe, Johanna Touzel, sagte am Freitagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Brüssel, die Neuregelung könne zu einem nützlichen Instrument werden, um jene zu schützen, die gemeinsam mit ihren Familien in Drittstaaten verfolgt würden. Es sei wichtig, dass die Betroffenen „vom ersten Moment an unterstützt werden, in dem sie um internationale Hilfe nachsuchen“.
„Unangemessene administrative Hindernisse dürfen nicht dazu führen, dass eine faire Entscheidung in überschaubarer Zeit verhindert wird“, so die Sprecherin der Bischöfe. Zudem müsse es auch zwischen den EU-Mitgliedstaaten Solidarität mit jenen Ländern geben, die bereits durch einen starken Flüchtlingsandrang belastet seien. Die Asylpraxis müsse speziell den besonders gefährdeten Flüchtlingsgruppen Aufmerksamkeit schenken; dazu zählten schwangere Frauen, ältere Menschen und Minderjährige.
Kritik seitens des Italienischen Flüchtlingsrats und Pro Asyl
Der Italienische Flüchtlingsrat (CIR) zeigte sich dagegen über das Paket „insgesamt eher enttäuscht“. Für CIR-Direktor Christopher Hein geht die Neuregelung, die von den EU-Staaten innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht überführt werden sollen, an der Realität der Mittelmeerflüchtlinge vorbei: „Was das Besorgniserregendste ist in diesem ganzen Paket: Dass überhaupt nicht darüber gesprochen wird, wie man nach Europa reinkommt, wie man in das Asylverfahren reinkommt, wie man einen Zugang zum Rechtsschutz hat“, beklagt Hein. Ebenso wenig seien im Gesetzespaket Vorschriften für die Integration der Flüchtlinge und Asylbewerber vorhanden, so der CIR-Direktor weiter. In Italien, wo es praktisch kein Integrationsprogramm gebe, wäre für eine solche Anregung etwa großer Bedarf gewesen.
Auch das Netzwerk Pro Asyl übte Kritik am neuen Asylpaket. Der „Flickenteppich im Asylrecht“ werde fortbestehen; Inhaftierungen drohten „zur Regel zu werden“.