Besonders schlimm findet die Hauptautorin des Berichts, Gisele Henriques, die von der Allianz vorgesehenen „Kooperationsvereinbarungen“. Diese werden zwischen einem afrikanischen Land, einem Konzern und einem G8-Staat getroffen. Als Voraussetzungen für privates Investment sehen diese Vereinbarungen vor, dass das betreffende Land deutliche Veränderungen in seiner Gesetzgebung und Infrastruktur vornimmt.
Abhängigkeit von internationalen Konzernen
Benjamin Luig, Referent für Agrarpolitik bei Misereor, nennt das Beispiel Mosambik: Dort soll die Regierung die Verbreitung von hybridem, im Labor optimierten Saatgut gesetzlich festlegen. „Damit wäre der Austausch von selbstgezüchtetem Saatgut, wie es unter afrikanischen Kleinbauern üblich ist, irgendwann illegal“, sagt Luig. Die Bauern würden so immer abhängiger vom kommerziellen Saatgut der Konzerne. Viele von ihnen seien überdies zu arm, um sich das überhaupt leisten zu können. „Und dann müssten die afrikanischen Regierungen sehen, ob sie das mit eigenem Geld subventionieren oder dazu von der Afrikanischen Entwicklungsbank Kredite aufnehmen – in jedem Fall bezahlen es die Afrikaner“, ergänzt CIDSE-Vertreterin Henriques.
Ein weiterer wunder Punkt ist die Landvergabe. Auch sie soll im Rahmen der neuen Initiative erleichtert werden. Das Problem ist aber, dass es in vielen afrikanischen Ländern traditionell keine gesicherten Bodentitel oder Katastereinträge gibt. Vielerorts gehört der Boden seit Generationen den Dorfgemeinschaften. Nun aber, so Luig, sollen in Ländern wie Mosambik, Tansania oder Äthiopien „Wachstumskorridore“ geschaffen werden – Gebiete, in denen die Vergabe von Land beschleunigt wird. „Es ist zu befürchten, dass auch das nicht den Kleinbauern, sondern den großen Agrarunternehmen zugutekommt“, so Luig.
Die Kritiker fordern nun von der G8 eine Umorientierung ihrer Politik „weg von der Geschäftsorientierung hin zur Zusammenarbeit mit den bäuerlichen Gemeinschaften vor Ort“. Der nächste G8-Gipfel findet am 17. und 18. Juni im nordirischen Lough Erne statt.
Von Monika Hoegen