Dazu verschärft sich seit Jahren der Konflikt um Weideland. Die Berom, überwiegend Christen, betreiben seit Jahrhunderten Landwirtschaft in Plateau. Ebenso lang ziehen die Fulani mit ihren Viehherden durch die Region. Weil die Bevölkerung wächst, werden die Flächen knapper. Immer häufiger kommt es zu Auseinandersetzungen bis hin zu Morden.
Dass sich all diese Konflikte irgendwann einmal vollständig lösen lassen, erwartet nicht einmal Sani Sulaiman, der im Caritas-Komitee der Erzdiözese Jos den Projektbereich Friedensbildung leitet. Streit, so glaubt er, „wird immer da sein. Wichtig ist es, Strategien zu entwickeln, damit er nicht mehr mit Gewalt gelöst wird“.
Anschläge der Terrorgruppe Boko Haram
Erschwerend kommen seit einem Jahr die Anschläge von Boko Haram hinzu. Plateau galt zwar lange nicht als typisches Aktionsgebiet der Terrorgruppe. Doch nach einem Selbstmordattentat auf die katholische St. Finbarr''s Church in Jos herrschte tagelang Ausnahmezustand. „Die Menschen kommen wieder in den Gottesdienst“, sagt Peter Umoren, Priester der Kirche. Aber noch nach einem Jahr liegt das ausgebrannte Wrack des Anschlagsfahrzeugs wie ein Mahnmal vor dem Gotteshaus. Das Misstrauen sei gestiegen, sagt der Geistliche.
Wenn es wieder einmal kracht, dann sind es häufig Jugendliche oder junge Erwachsene, die in den Straßen randalieren. Umar A. Umar, ebenfalls Caritas-Friedensvermittler, sieht als einen Grund die Arbeitslosigkeit. „Hinter der ganzen Krise steckt aus meiner Sicht eine verfehlte Politik“, beklagt er. In den vergangenen Jahrzehnten seien für junge Menschen kaum Perspektiven geschaffen worden. Politiker interessierten sich weniger für die Entwicklung Nigerias als dafür, Geld in die eigenen Taschen zu wirtschaften. „Erst wenn sich das ändert, wird sich die Situation hier auch ändern.“ Doch wann das so weit ist, weiß Umar nicht.
Von Katrin Gänsler