Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zeigte sich besorgt über die Zahlen. „Es ist skandalös, dass in der Europäischen Union, die sich als Wertegemeinschaft versteht, immer mehr Menschen regelrecht versklavt werden“, sagte ZdK-Präsident Alois Glück in Bonn. Die Bundesregierung forderte er auf, die EU-Richtlinie gegen Menschenhandel unverzüglich in nationales Recht umzusetzen.
Die Frauenhilfsorganisation SOLWODI verlangte neben der Ratifizierung der Richtlinie zudem, das Strafrecht für den Kampf gegen Menschenhändler zu verschärfen. In Deutschland floriere der Menschenhandel auch wegen des liberalen Prostitutionsgesetzes, betonte SOLWODI-Geschäftsführerin Monika Hartenfels. Dadurch erhalte die Gesellschaft das Signal, dass es völlig in Ordnung sei, wenn Männer Sex und damit Frauen kauften.
Laut Eurostat sind 68 Prozent der Opfer von Menschenhandel in der EU Frauen, zwölf Prozent Mädchen, 17 Prozent Männer und drei Prozent Jungen. Hauptherkunftsländer innerhalb der EU sind demnach Rumänien und Bulgarien, außerhalb der EU Nigeria und China.
Wie die Statistikbehörde weiter mitteilte, sind die Hauptgründe für Menschenhandel Zwangsprostitution und Zwangsarbeit: So würden 66 Prozent der Betroffenen sexuell ausgebeutet, 23 Prozent würden zur Arbeit, etwa auf dem Bau, gezwungen. Weitere Gründe seien etwa der Handel mit Kindern oder Organen.