Der Christ dürfe bei seiner Freude die Armen nicht aus dem Blick lassen, forderte der Papst und machte eine typisch lateinamerikanisch konkrete Bibelauslegung. Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem, an den der Palmsonntag erinnert, habe gezeigt, wie sehr Jesus mit seiner Botschaft Hoffnungen gerade bei den einfachen, vergessenen Menschen geweckt habe. Bei denen, die in den Augen der Welt nicht zählen. „Er war imstande, das menschliche Elend nachzuempfinden, hat das Gesicht der Barmherzigkeit Gottes gezeigt.“
Mit Christus die Welt verwandeln
Auf den Triumph von Palmsonntag folgt unmittelbar die Kreuzigung Jesu, erinnerte der Papst. Und das Kreuz führt zur Auferstehung, mit der Jesus die Welt erlöst und von Sünde und Schmutz befreit hat. Franziskus benutzte dabei Worte, die an die Sprache von Benedikt XVI. erinnerten. „Schauen wir uns um: Wie viele Wunden schlägt das Böse der Menschheit! Kriege, Gewalttaten, Wirtschaftskonflikte, die die Schwächeren treffen; Gewinnsucht, Machtstreben, Korruption, Spaltungen, Verbrechen gegen das menschliche Leben und gegen die Schöpfung!“ Aber, so fügte der Papst hinzu: „Mit Christus können wir uns selbst und die Welt verwandeln. Wir müssen den Sieg des Kreuzes Christi zu allen und überallhin bringen.“
Ungewöhnlich war die Ankunft des Papstes im offenen Jeep auf dem Petersplatz, die zur stillen Prozession wurde. Keine „Francesco-Francesco“-Rufe, kein „Viva il Papa“. Vor dem weißen Papamobil mit dem Pontifex schritten Zeremoniare mit einem Kreuz und Kardinäle mit Palmwedeln, hinterher folgte eine kleine Prozession von Bischöfen und Ordensleuten. Dagegen wurde die Ausfahrt nach Abschluss der zweistündigen Liturgie wieder zum „Bad in der Menge“. Franziskus herzte Kinder, umarmte Behinderte, sprang vom Jeep, um eine Gruppe Argentinier zu begrüßen. Und erstmals sprach der neue Papst auch Grußworte in vielen Sprachen. Auf Italienisch, Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und Polnisch lud er zum Weltjugendtag ein. Auf Deutsch – mit spanischem Akzent – rief er: „Alles Gute für euren Weg auf Ostern hin und nach Rio!“
Von Johannes Schidelko