Es geht um Schadensbegrenzung
Seine Kollegin Rachel Allen, die die Regierung von Jamaika in Umweltfragen berät, formuliert es so: „Wir sitzen alle in einem Boot, dieses Boot heißt Klimawandel, und wenn es untergeht, dann mit allen, die darin sind.“ Allen ist überzeugt, dass der Hurrikan Sandy im vergangenen Oktober ein lange überfälliger Weckruf war. US-Präsident Barack Obama habe nicht länger ignorieren können, „dass auch sein Land eine bessere Klimapolitik braucht.“ Eigentlich sei die Zeit zum Handeln schon vorbei, meint Allen. „Da wir die Uhr nicht zurückdrehen können, müssen wir jetzt sehen, wie wir noch größeren Schaden vermeiden können“, betont die Biologin. Der Schaden ist auch jetzt schon in Jamaika groß. „Es ist beängstigend, wenn ich über ein Korallenriff schnorchle, dass innerhalb weniger Monate von einer bunten Unterwasserwelt zu einem weißen Felsen wird. Die Fische sind weg, die Fischer haben keine Arbeit mehr“, erzählt Allen.
Anpassung an den Wandel fällt schwer
Koko Warner, Vorsitzende des Instituts für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen, hat viele Belege für ähnliche Geschichten zusammengetragen. Für die UN hat sie zusammen mit Wissenschaftlern in neun Ländern Menschen befragt, die direkt vom Klimawandel betroffen sind: Bauern, Fischer, Viehzüchter. Hunderte detaillierte Interviews und rund 1.600 Haushaltsbefragungen später ist klar: Das Fischerdorf in Jamaica wird kein Einzelfall bleiben. Viele Menschen versuchen, sich dem Wandel anzupassen, aber das ist oft teuer. Anderswo, ist es selbst das nicht mehr möglich, weil die Veränderungen bereits zu tiefgreifend sind.
So wie in der pazifischen Inselföderation Mikronesien. Der Meeresspiegel steigt, die Bevölkerung, die hauptsächlich an der Küste lebt, hat nichts, was sie dem Wasser entgegensetzen kann. Und so bauen sie Jahrhunderte alte Gebäude ab, um daraus Material für Wellenbrecher zu gewinnen. Die benachbarten Familienfriedhöfe werden überschwemmt und zerstört. Kulturelles Erbe und Lebensgrundlagen verschwinden in den Tiefen des Meeres. Und immer noch fehlt es an verbindlichen Klimaabsprachen – das „Biest Klimawandel“ wird weiter gefüttert.
Von Barbara Mayrhofer