Unabhängig davon, welcher Präsidentschaftskandidat gewinnt, müssten die im Prozess zur Umsetzung der neuen Verfassung begonnen Reformen konstruktiv fortgesetzt werden, um die großen Ungleichheiten und sozialen Spannungen im Land in den Griff zu bekommen. „Besonders die ungelöste Landfrage ist ein entscheidender Faktor für ein friedliches Zusammenleben in Kenia“, so Klatte. Während riesige Flächen Land in den Händen weniger Großgrundbesitzer liegen, steigt vor allem in den Städten die Zahl der Armutsviertel, wo Menschen dichtgedrängt auf kleinstem Raum leben. Zum Beispiel lebt rund die Hälfte der vier Millionen Einwohner Nairobis in den Armutsvierteln der Stadt, die nur fünf Prozent der Fläche des gesamten Stadtgebietes ausmachen. Zugang zu Land für diese Menschen wäre ein wichtiger Beitrag zur Armutsbekämpfung und zur Verhinderung von sozialen Spannungen in der Bevölkerung, so Klatte.
Friedensmärsche, Kampagnen und Seminare
Misereor-Partnerorganisationen unterstützen seit Monaten einen friedlichen Wahlprozess. Menschenrechtsorganisationen wie die Kenya Human Rights Commission und die Independent Medico-Legal Unit, die aktiv an der Gestaltung der laufenden Reformen mitwirken, die nationale Kommission Justitia et Pax sowie andere NGOs, die mit Basisgruppen der Elendsviertel für die Verbesserung ihrer Situation kämpfen, haben ihre Aktivitäten vor den Wahlen abgestimmt und verstärkt. So wurden Kampagnen und Seminare zur Wähleraufklärung durchgeführt, Friedensmärsche und Treffen zwischen potentiellen Konfliktparteien organisiert. Auf politischer Ebene arbeiten Misereor-Partner als Experten den Kommissionen zur Gewährleistung der Sicherheit während und nach den Wahlen zu. Dazu gehören auch Gespräche mit der Polizei, um eine mögliche politische Parteinahme der Sicherheitsfachkräfte und daraus resultierende Gewalt zu verhindern.
Das Risiko erneuter Gewalt ist dennoch real, auch wenn mit einem weniger gewaltsamen Ausgang als 2007 zu rechnen ist. Laut aktuellen Berichten des Nachrichtenportals „Spiegel online“ wurde der Auftakt der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen bereits von ersten Gewaltausbrüchen überschattet.
Das Wahlergebnis soll bis zum 11. März bekanntgegeben werden. Erreicht kein Politiker die absolute Mehrheit, wird es am 11. April eine Stichwahl geben.
(KNA/Misereor/Radio Vatikan)