Frage: Warum?
Hartmann: Es gab immer wieder Sicherheitsbedenken gegenüber Rio de Janeiro. Ich teile die zwar nicht. Aber ich kann verstehen, wenn die Bistümer Bedenken haben: Letztlich sind sie bei Minderjährigen verantwortlich, wenn etwas passiert.
Frage: Was steht für die Jugendlichen im Vordergrund: die geistlichen Inhalte oder das Zusammentreffen mit Altersgenossen aus aller Welt?
Hartmann: Es ist beides. Gemeinsam mit einer Gruppe ins Ausland zu reisen, das ist schon etwas Besonderes für die Jugendlichen. Die religiösen Inhalte sind aber auch wichtig und sind mit dem Gruppenerlebnis verknüpft. Da wird dann eben Rosenkranz mit Menschen aus aller Welt in der überfüllten U-Bahn gebetet.
Frage: Seit Sydney gibt es ein besonderes Erkennungszeichen der deutschen Pilger ...
Hartmann: Das ist ein Hut. Er ist schon von weitem sichtbar und praktischer als ein T-Shirt oder Halstuch, das eigentlich nach zwei Tagen in die Wäsche müsste. In Madrid gab es immer ein großes „Hallo“, wenn sich zwei deutsche Gruppen über den Weg gelaufen sind. Der Hut ist deutschlandweit einheitlich, die Bistümer können aber eigene Aufnäher gestalten. Im besten Fall wird das dann wie eine Pinnwand, mit vielen internationalen Pins, die auf dem WJT ausgetauscht werden können. Und er kann auch von denen abgegriffen werden, die zu Hause in Deutschland den WJT feiern.
Frage: Gibt es denn zur Vorbereitung des WJT schon Angebote?
Hartmann: Es gibt sowohl für die Teilnehmer als auch für die Betreuer Möglichkeiten, sich geistlich und praktisch vorzubereiten. Wir haben eine WJT-Werkstatt für die Betreuer: Das sind drei Veranstaltungen, in denen wir über die Veranstaltung, aber auch über Brasilien und die dortige Kirche informieren. Für die Teilnehmer machen die Bistümer Angebote. Manche organisieren eine verpflichtende Vorbereitungswoche, andere nur ein Abend, zu dem Interessierte kommen können.
Frage: Der katholischen Kirche wird ja oftmals vorgeworfen, sie sei wenig attraktiv für junge Leute. Beweist der WJT das Gegenteil?
Hartmann: Man erfährt die Kirche auf einem WJT als ziemlich lebendig. Da werden die klassischen Elemente der katholischen Kirche mit Schwung und Elan vermittelt. Es müsste allerdings mehr passieren, wenn die jungen Gläubigen dann wieder zu Hause sind. Sie müssten ermutigt und befähigt werden, „ihre“ Kirche zu leben, und es müsste mehr Räume und Möglichkeiten geben, sich einzubringen.
Von Barbara Mayrhofer