Frage: Mit wem arbeiten Sie dabei zusammen?
Langlois: Etwa mit Caritas Internationalis, mit dem Catholic Relief Service oder den Partnerkirchen in anderen Ländern. Zusammen mit den französischen und US-amerikanischen Bischöfen, der lateinamerikanischen Bischofskonferenz CELAM sowie Adveniat als Vertreter der Kirche in Deutschland haben wir Ende 2010 die Initiative PROCHE ins Leben gerufen.
Frage: Wofür steht diese Abkürzung?
Langlois: Für „Proximite catholique avec Haiti et son eglise”. Auf Deutsch heißt das so viel wie „Partnerschaft mit Haiti und seiner Kirche“. Dabei steht der Wiederaufbau von Kirchen und Gemeindezentren im Mittelpunkt.
Frage: Gibt es momentan denn nichts Wichtigeres, als Gotteshäuser zu bauen?
Langlois: Sie müssen bedenken, dass die Kirche mit ihren rund 400 Pfarreien die einzige Institution des Landes ist, die auch den letzten Winkel von Haiti erreicht. Fast jede Gemeinde unterhält eine kleine Schule. Bildung ist mit das Wichtigste, was uns langfristig aus der Misere hilft. Deswegen beraten wir derzeit auch darüber, wie wir Ableger der katholischen Universität Notre Dame in Port-au-Prince in jedem Bistum etablieren können. Wir brauchen dringend gut ausgebildete Leute in Politik, Gesellschaft und Verwaltung.
Frage: Unterstützt der Staat diese Bemühungen?
Langlois: Der Staat steht auf dem Standpunkt, dass die Kirche selbst genug Geld und Personal hat, um das leisten zu können. Aber dem ist nicht so. Wenn Sie Lebensmittel in eine bestimmte Region transportieren wollen, dann brauchen Sie Lieferwagen und Sie brauchen Leute, die das alles dokumentieren. An alledem herrscht ein großer Mangel. Viele gebildete Haitianer sind in die USA oder nach Kanada ausgewandert. Das heißt, diejenigen, die solche Aufgaben übernehmen können, sind begehrt und entsprechend teuer. Fairerweise muss man hinzufügen, dass die Regierung ebenfalls mit diesen Problemen zu kämpfen hat.
Frage: Warum?
Langlois: Trotz eines Sparkurses ist zu wenig Geld in den öffentlichen Kassen. Steuererhöhungen helfen wenig weiter, weil die Steuermoral in unserem Land nicht sehr ausgeprägt ist. Kurzum: Auf die Regierung können wir nicht bauen, wir müssen uns selbst helfen.