Im November hatte Gesundheitsministerin Carina Vance gemäß der Anordnung der Regierung das Krankenhaus „Vicente Corral Moscoso de Cuenca“ angewiesen, sämtliche religiösen Darstellungen zu entfernen. Dies sorgte in Teilen der Bevölkerung für Unmut, denn der katholische Glaube ist in Ecuador tief verwurzelt. Seitdem tobt im Erzbistum Cuenca ein Streit zwischen Kirche und Behörden. Die Kirche sieht ihre Grundwerte in Gefahr, die Regierung muss beschwichtigen.
Staat mahnt zur Ruhe
Die Vertreter des Staates sehen sich in der Defensive. Maria Eugenia Verdugo, Direktorin der örtlichen Bildungseinrichtungen, versucht, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. In der Tageszeitung „Hoy“ betonte sie, es gebe gar kein Verbot von Weihnachtsfeiern. Die neuen Maßgaben würden die Feierlichkeiten und Traditionen in keiner Weise beeinträchtigen. Sie setzt stattdessen auf eine Informationsoffensive: Vertreter aller betroffenen Einrichtungen sollen eingeladen und über die Hintergründe der Entscheidungen informiert werden. Auch Jose Quilambaqui, Bildungs-Direktor der Stadt Azuay im Erzbistum Cuenca, hat kein Verständnis für die emotionalen Proteste: Die Weihnachtsfeiern in den Schulen seien schon vor Monaten genehmigt worden.
Am vergangenen Samstag standen die Zeichen auf Entspannung. Wie die Tageszeitung „Telegrafo“ berichtet, nahmen mehr als 300 Schüler aus zwölf Schulen am traditionellen Weihnachtsumzug in Cuenca teil. Bis zum großen Abschluss am Heiligen Abend werden die Kinder durch die Straßen ziehen. 200 Mitglieder der Streitkräfte sollen für Sicherheit sorgen. Das Weihnachtsfest scheint gerettet.
Von Tobias Käufer