Frage: Bei einem Praktikum im Rahmen der Missio-Aktion gleicht kein Arbeitstag dem anderen. Während der Reise durch die Diözesen hast du beinahe täglich dein Quartier gewechselt. Welche Tage haben dir ganz besonders viel Spaß gemacht?
Katharina: Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Besuch in der Justizvollzugsanstalt. Der intensive Austausch mit den inhaftierten Jugendlichen hat mich sehr beeindruckt und ergriffen. Auch für die Jugendlichen und Alina war es eine spannende Erfahrung. Alina erzählte beispielsweise von den Verhältnissen in den Gefängnissen in
Papua-Neuguinea, woraufhin die Insassen zu ihr sagten: "Nachdem was wir von dir gehört haben, wirst du bei dem Anblick unserer Zellen denken, du seist in einem Luxushotel." Diese Begegnung war für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes.
Frage: Als Missio-Praktikanten hattet ihr einen engen Bezug zu den Gästen aus Papua-Neuguinea. Was hast du über die Lebenssituation der Menschen dort erfahren?
Katharina: Bezeichnend war, dass die Gäste Deutschland ganz anders wahrgenommen haben als wir es tun, zum Beispiel alte Gebäude: In Papua-Neuguinea gibt es keine Bauten, die 1.000 Jahre alt sind. Daher war die Besichtigung des Bamberger Doms für sie überwältigend. Für uns ist das hingegen ganz selbstverständlich. Die Missio-Gäste haben uns den Reichtum unserer eigenen Geschichte noch einmal vor Augen geführt. Dies ist ein Aspekt, den ich nun mehr zu schätzen weiß.
Frage: Andersherum gefragt: Konntest du den Gästen aus Papua-Neuguinea auch etwas über das Leben in Deutschland, die Kirche und das Gemeindeleben mitgeben?
Katharina: Anfangs haben wir die Gäste davor gewarnt, dass die Bischöfe und allgemein die Vertreter der Amtskirche in unserem Land nicht so zugänglich sind, wie sie es vielleicht aus ihrer Heimat kennen. Wir bereiteten Sie außerdem darauf vor, dass man in unseren Kirchen keine jungen Gesichter mehr sieht und dass das Gemeindeleben nicht so aktiv wie in anderen Ländern ist. Interessanterweise haben die Gäste das ganz anders erlebt. Sie haben erfahren, dass die Kirche hier nicht nur durch den gemeinsamen Gottesdienst lebt, sondern in vielen gesellschaftlichen Bereichen aktiv ist. Wir haben beispielsweise eine Behindertenwerkstatt und mehrere katholische Schulen besucht. Nachdem die Missio-Gäste all dies gesehen hatten, führten sie uns vor Augen, in welch vielen Bereichen die Kirche in Deutschland engagiert und präsent ist. Dies war uns vorher nicht so bewusst.
Ein anderes Beispiel dafür, dass sich unsere Vorurteile über die Kirche in Deutschland ins Gegenteil wendeten, ist der Besuch bei Erzbischof Schick in Bamberg. Er nahm sich sehr lange Zeit für Alina und mich. Wir haben uns intensiv über Papua-Neuguinea, den Aufenthalt in Deutschland und den Monat der Weltmission unterhalten. Diese Situation hat mir gezeigt, dass das Verhältnis zwischen Bischöfen und Laien ein freundliches und zugängliches ist.