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Vorbereitung auf Friedensgespräche

Friedensverhandlungen ‐ Seit knapp einem halben Jahrhundert hält der bewaffnete Konflikt zwischen dem kolumbianischen Staat und der aufständischen FARC-Guerilla bereits an. Nun keimt erneut Hoffnung auf, dass die gewaltsamen Auseinandersetzungen auf dem Verhandlungsweg ein Ende finden könnten. Anfang Oktober sollen in Oslo Friedensgespräche beginnen.

Erstellt: 27.09.2012
Aktualisiert: 11.07.2015
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Seit knapp einem halben Jahrhundert hält der bewaffnete Konflikt zwischen dem kolumbianischen Staat und der aufständischen FARC-Guerilla bereits an. Nun keimt erneut Hoffnung auf, dass die gewaltsamen Auseinandersetzungen auf dem Verhandlungsweg ein Ende finden könnten. Anfang Oktober sollen in Oslo Friedensgespräche beginnen.

Ende August kündigte Präsident Juan Manuel Santos die gemeinsamen Verhandlungen an, kurze Zeit darauf bestätigten die FARC-Rebellen ihre Teilnahme. „In dieser Stunde reichen wir uns unsere Hände zur Versöhnung. Ein anderes Kolumbien ist möglich, und alle zusammen können wir es entwerfen“, so der oberste Guerrillero Rodrigo Londono Echeverry alias „Comandante Timochenko“. Präsident Santos erklärte: „Jeder verantwortungsvoll Regierende weiß, dass er eine solche Gelegenheit, den Konflikt zu beenden, nicht vorbeigehen lassen darf.“

Viel nationale Prominenz beteiligt

Die kolumbianische Regierung bietet zu den Verhandlungen jede Menge nationale Prominenz auf. Wie die Tageszeitung „El Tiempo“ berichtet, sitzen neben dem langjährigen Vorsitzenden des Industrieverbandes, Luis Carlos Villegas, auch Ex-Polizeichef Oscar Naranjo sowie der ehemalige und der neue Friedenskommissar, Frank Pearl und Sergio Jaramillo, am Verhandlungstisch. Auf Seiten der FARC wird Ivan Marquez, Mitglied im Sekretariat der Guerilla-Organisation, an der von Präsident Santos ausgerufenen „zweiten Phase“ des Prozesses teilnehmen. Spekuliert wird, ob auch die Oppositionspolitikerin Piedad Cordoba teilnimmt, die in den vergangenen Jahren an Verhandlungen über die Freilassung zahlreicher Geiseln beteiligt war.

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Die katholische Kirche verfolgt den Prozess mit großer Spannung: „Wir sind überzeugt, dass der Dialog der einzige Weg ist, um zu Frieden zu gelangen“, skizziert der Vorsitzende der Kolumbianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ruben Salazar Gomez aus Bogotá, die Position der kolumbianischen Bischöfe. Zugleich sicherte er der Gesprächsinitiative der Regierung volle Unterstützung zu. Die Kirche stehe bereit, um ihren Anteil an Bemühungen um ein friedliches Ende des Konfliktes und eine Versöhnung der kolumbianischen Gesellschaft zu leisten.

Papst Benedikt begrüßt Gespräche

Auch Papst Benedikt äußerte sich optimistisch zum anvisierten Dialog in Kolumbien zwischen Regierung und linksgerichteten FARC-Rebellen: „Ich hoffe, dass jene, die an dieser Initiative beteiligt sind, sich vom Willen zur Vergebung und Versöhnung leiten lassen und auf der aufrichtigen Suche nach dem Gemeinwohl sind“, sagte der Papst auf Spanisch beim Angelusgebet in Castelgandolfo. Die angekündigten Gespräche in Norwegen und Kuba unter Beteiligung von Delegierten aus Venezuela und Chile dienten der Beilegung eines Konflikts, „der seit Jahrzehnten dieses geliebte Land quält“, so der Papst wörtlich.

Hinter den Kulissen werden derzeit die Weichen für die Friedensgespräche gestellt. Sollten die Verhandlungen in Oslo erfolgreich sein, könnten sich die jahrzehntelangen Kontrahenten schon bald an gleicher Stelle wiedersehen. Denn nicht wenige kolumbianische Medien spekulieren, Santos und „Timochenko“ seien dann bereits ernsthafte Kandidaten für den Friedensnobelpreis.

Indigene geraten zwischen die Fronten

Doch noch ist das Land von einem Waffenstillstand weit entfernt. Seit Jahresbeginn sind in Kolumbien beispielsweise 68 Angehörige indigener Stämme ermordet worden. Das berichtete der Radiosender RCN am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf die Nationale Indigenen-Organisation Kolumbiens (ONIC). Laut der Menschenrechtsbeauftragten von ONIC, Diana Torres, wurden die meisten Morde in den Provinzen Cauca und Narino im Südwesten sowie Risaralda im Landeszentrum begangen. Die am stärksten von der Gewalt betroffenen indigenen Stämme seien die Nasa, Embera und Awa gewesen.

Die gewaltsamen Tode resultierten den Angaben zufolge durch gezielte Auftragsmorde sowie durch Kämpfe auf indigenen Territorien zwischen der FARC und rechtsgerichteten Paramilitärs sowie den regulären Streitkräften Kolumbiens. Bis Juli 2012 registrierte ONIC zudem 24 Fälle von groß angelegter Landvertreibung. Betroffen waren davon insgesamt 8.845 Menschen.

Podcast

In der 54. Folge des Podcasts Hörpunkt Lateinamerika berichtet Adveniat unter anderem über die Situation der indigenen Bevölkerung in der Cauca-Region Kolumbiens, die immer wieder zwischen die Fronten von Paramilitärs und FARC geraten.