Die katholische Kirche verfolgt den Prozess mit großer Spannung: „Wir sind überzeugt, dass der Dialog der einzige Weg ist, um zu Frieden zu gelangen“, skizziert der Vorsitzende der Kolumbianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ruben Salazar Gomez aus Bogotá, die Position der kolumbianischen Bischöfe. Zugleich sicherte er der Gesprächsinitiative der Regierung volle Unterstützung zu. Die Kirche stehe bereit, um ihren Anteil an Bemühungen um ein friedliches Ende des Konfliktes und eine Versöhnung der kolumbianischen Gesellschaft zu leisten.
Papst Benedikt begrüßt Gespräche
Auch Papst Benedikt äußerte sich optimistisch zum anvisierten Dialog in Kolumbien zwischen Regierung und linksgerichteten FARC-Rebellen: „Ich hoffe, dass jene, die an dieser Initiative beteiligt sind, sich vom Willen zur Vergebung und Versöhnung leiten lassen und auf der aufrichtigen Suche nach dem Gemeinwohl sind“, sagte der Papst auf Spanisch beim Angelusgebet in Castelgandolfo. Die angekündigten Gespräche in Norwegen und Kuba unter Beteiligung von Delegierten aus Venezuela und Chile dienten der Beilegung eines Konflikts, „der seit Jahrzehnten dieses geliebte Land quält“, so der Papst wörtlich.
Hinter den Kulissen werden derzeit die Weichen für die Friedensgespräche gestellt. Sollten die Verhandlungen in Oslo erfolgreich sein, könnten sich die jahrzehntelangen Kontrahenten schon bald an gleicher Stelle wiedersehen. Denn nicht wenige kolumbianische Medien spekulieren, Santos und „Timochenko“ seien dann bereits ernsthafte Kandidaten für den Friedensnobelpreis.
Indigene geraten zwischen die Fronten
Doch noch ist das Land von einem Waffenstillstand weit entfernt. Seit Jahresbeginn sind in Kolumbien beispielsweise 68 Angehörige indigener Stämme ermordet worden. Das berichtete der Radiosender RCN am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf die Nationale Indigenen-Organisation Kolumbiens (ONIC). Laut der Menschenrechtsbeauftragten von ONIC, Diana Torres, wurden die meisten Morde in den Provinzen Cauca und Narino im Südwesten sowie Risaralda im Landeszentrum begangen. Die am stärksten von der Gewalt betroffenen indigenen Stämme seien die Nasa, Embera und Awa gewesen.
Die gewaltsamen Tode resultierten den Angaben zufolge durch gezielte Auftragsmorde sowie durch Kämpfe auf indigenen Territorien zwischen der FARC und rechtsgerichteten Paramilitärs sowie den regulären Streitkräften Kolumbiens. Bis Juli 2012 registrierte ONIC zudem 24 Fälle von groß angelegter Landvertreibung. Betroffen waren davon insgesamt 8.845 Menschen.