Belarussischer Machthaber begnadigt zwei katholische Geistliche
Minsk ‐ Die autoritäre Regierung in Belarus verurteilte zwei Priester zu je mehr als zehn Jahre Straflager. Nun sind beide überraschend vorzeitig wieder auf freiem Fuß. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Vatikan.
Aktualisiert: 21.11.2025
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Große Erleichterung in Belarus: Die katholische Bischofskonferenz des Landes hat am Donnerstag überraschend die Freilassung von zwei zu hohen Haftstrafen verurteilten Geistlichen bekanntgegeben. Es handelt sich um die Ordensmänner Henryk Akalatowitsch und Andrzej Juchniewicz, gegen die in offensichtlich politisch motivierten Prozessen Ende 2024 sowie im Frühjahr 2025 eine Lagerhaft von elf beziehungsweise 13 Jahren verhängt worden war.
Der Pressesprecher der Bischofskonferenz brachte die Begnadigung beider Kirchenmänner durch den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko mit dem Besuch des Kurienkardinals Claudio Gugerotti im Oktober in Minsk in Zusammenhang. Damals hatte sich Gugerotti mit Lukaschenko getroffen. Auch der Papstbotschafter in Minsk, Erzbischof Ignazio Ceffalia, und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Iossif Staneuski hätten eine Rolle gespielt, so der Sprecher.
Die staatliche Nachrichtenagentur Belta erklärte, die Begnadigung sei „unter Berücksichtigung der Intensivierung der Kontakte zum Vatikan und des guten Willens“ erfolgt. Die beiden katholischen Geistlichen hätten „schwere Verbrechen gegen den Staat begangen“, behauptete sie. Akalatowitsch war wegen angeblichen Landesverrats verurteilt worden, Juchniewicz wurde sexuelles Fehlverhalten gegenüber Minderjährigen vorgeworfen. Von diesen Anschuldigungen findet sich im Bericht der Staatsagentur jetzt kein Wort.
Die belarussischen Behörden gehen regelmäßig gezielt und hart gegen die katholische Kirche vor, der knapp zehn Prozent der Gesamtbevölkerung von etwa 9,5 Millionen angehören. Gugerotti hatte auch bei einem Gottesdienst in der Großstadt Brest an der Grenze zu Polen vorsichtig das Thema Religionsfreiheit angesprochen.
Belarussische Menschenrechtsorganisationen zählten beide nun freigelassenen Geistliche zu den aktuell mehr als 1.200 politischen Gefangenen. Die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja begrüßte die Freilassung. Auf der Plattform X schrieb sie: „Mein tief empfundener Dank gilt Papst Leo XIV. und dem Heiligen Stuhl für ihre prinzipienfeste Unterstützung.“ Viele andere Gläubige befänden sich weiter in Haft, fügte sie hinzu. Die Repression müsse ein Ende haben, niemand dürfe für seinen Glauben bestraft werden.
KNA
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