
Israel nimmt Kampfhandlungen im Gazastreifen wieder auf
Jerusalem ‐ Israel greift den Gazastreifen wieder an und droht mit zunehmender Härte beim Vorgehen gegen die Hamas. Nach palästinensischen Angaben wurden in der Nacht zu Dienstag mindestens 200 Menschen getötet.
Aktualisiert: 18.03.2025
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Israel hat in der Nacht zu Dienstag seine Kampfhandlungen im Gazastreifen wieder aufgenommen. Man führe „umfangreiche Angriffe auf Terrorziele der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen durch“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der israelischen Armee und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet von Dienstagmorgen. Dabei wurden laut Bericht der palästinensischen Nachrichtenafagentur „Wafa“ (Dienstag) mindestens 200 Menschen getötet. Dutzende weitere seien verletzt oder würden vermisst.
Israelische Medien gaben die Zahl der Toten unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Gaza mit 310 an.
Das Heimatfrontkommando hat laut Militärangaben Einschränkungen für die israelischen Gemeinden in Grenznähe zum Gazastreifen erlassen. Bildungsaktivitäten wie Schulunterricht sind damit verboten.
Israel begründete die Wiederaufnahme der Angriffe laut Mitteilung aus dem Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu (Dienstag) mit der „wiederholten Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen“ oder die Vorschläge des US-Nahostgesandten Steve Witkoff und weiterer Vermittler anzunehmen. Israel werde „von nun an mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen“.
Hamas warnte in einer Stellungnahme von Dienstagmorgen, dass die Aufkündigung des Waffenstillstandsabkommens durch die Wiederaufnahme der Angriffe die israelischen Geiseln im Gazastreifen gefährde. Derzeit befinden sich noch 59 israelische Geiseln im Gazastreifen. Hamas rief die UN auf, dringend eine Resolution zu erlassen, die ein Ende der israelischen Aggression und Israels vollständigen Rückzug aus dem Gazastreifen fordert.
Das Jerusalemer Bezirksgericht gab einem Antrag Netanjahus statt, die für Dienstag festgesetzte Anhörung Netanjahus in seinem Korruptionsprozess aufgrund der Wiederaufnahme der Kämpfe abzusagen, wie israelische Medien berichteten.
Geisel-Angehörige rufen zu Massenprotesten in Jerusalem auf
Mit der Wiederaufnahme der Angriffe gegen die Hamas in der Nacht zu Dienstag setzt die israelische Regierung nach Worten des „Forums der Geisel- und Vermisstenfamilien“ das Leben der verbliebenen Gefangenen im Gazastreifen aufs Spiel. „Militärischer Druck könnte ihr Leben weiter gefährden und die Bemühungen, sie sicher nach Hause zu bringen, erschweren“, heißt es in einem Aufruf des Forums zu einer Demonstration vor dem Parlament in Jerusalem (Dienstag). Bis mittags waren einige Dutzend Demonstranten dem Aufruf gefolgt.
Der Zusammenschluss von Geisel-Angehörigen zeigte sich schockiert und wütend auf die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Mit den erneuten Kämpfen sei „die größte Angst der Familien, der Geiseln und der Bürger Israels“ wahr geworden. Die Angriffe müssten sofort beendet und die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, so Angehörige von in Hamas-Gefangenschaft ermordeten Geiseln.
Auch ehemalige Geiseln äußerten sich in Sozialen Medien enttäuscht. Ihre Leidensgefährten seien erneut zu Spielfiguren geworden. Einav Zangauker, deren Sohn Matan die Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten, rief in einem Facebook-Post dazu auf, eine Menschenkette entlang der Grenze zu Gaza zu bilden. Es sei „ein Kampf um den Charakter des Staates“, bei dem alle auf die Straße gehen müssten.
Kritik übte laut Bericht der Zeitung „Haaretz“ auch „Ima Era“, ein Zusammenschluss von Soldatenmüttern. Besonders der Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Kämpfe weniger als 24 Stunden nach Bekanntgabe der Entlassung des Inlands-Geheimdienstchefs Ronen Bar lasse Bedenken aufkommen. Regierungskritiker sehen die Personalentscheidung Netanjahus als persönliche und undemokratische Machtdemonstration. „Wir werden nicht zulassen, dass unsere Kinder als Schutzschild für eine Regierung dienen, die das Vertrauen der Öffentlichkeit verloren hat“, zitiert die Zeitung die Gruppe.
Unterstützung für den Regierungskurs kam vom rechtsgerichteten Tikwa-Forum von Geiselfamilien. Die vergangenen Wochen hätten bewiesen, dass die Hamas „niemals alle Geiseln freiwillig zurückgeben“ werde, heißt es in einer Mitteilung von Dienstag. Die Rückgabe könne nur durch massiven militärischen Druck, einer vollständigen Blockade einschließlich der Unterbrechung der Strom- und Wasserversorgung und der Besetzung von Gebieten erreicht werden.
Derzeit befinden sich nach unsicheren Angaben noch 24 lebende und 35 tote Geiseln im Gazastreifen. Bei der Wiederaufnahme der Kämpfe in der Nacht zu Dienstag wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 413 Menschen getötet worden. Israel kündigte an, mit zunehmender Härte gegen die Hamas im Gazastreifen vorzugehen. Unterdessen arbeiten internationale Vermittler laut israelischen Medienberichten daran, eine Rückgabe von Geiseln im Austausch für einen sofortigen Waffenstillstand zu verhandeln. Israel lehnt den Plan demnach bislang ab.
Pfarrer von Gaza: Niemand weiß, was jetzt passieren wird
Auch Gabriel Romanelli, der Pfarrer von Gaza, äußerte sich besorgt über die Wiederaufnahme der Luftangriffe. In seiner Gemeinde sei die Lage bislang weitgehend ruhig, sagte er der katholischen italienischen Nachrichtenagentur SIR. Allerdings höre man noch immer Drohnen und Schüsse. Aus Sicherheitsgründen habe die Gemeinde alle externen Aktivitäten zunächst eingestellt.
„Wir beten weiterhin zu Gott, dass er die Menschen in Gaza vor weiterem Leid bewahrt“, so Romanelli. „Möge der Herr uns allen helfen, diesem Albtraum des Krieges zu entkommen. Niemand weiß, was jetzt passieren wird.“
KNA/KNA /dr

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