Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa
Dunkles Kapitel der deutschen Geschichte

Portal für Enzyklopädie zum NS-Mord an Sinti und Roma gestartet

Heidelberg  ‐ Mehr als 90 Wissenschaftler aus 25 Ländern arbeiten an diesem Projekt: einer umfassenden Online-Enzyklopädie zum NS-Völkermord an den Sinti und Roma. Am 5. März sind erste Beiträge online gegangen.

Erstellt: 07.03.2024
Aktualisiert: 06.03.2024
Lesedauer: 

Die wissenschaftliche Erarbeitung eines digitalen Lexikons zur Geschichte des nationalsozialistischen Völkermordes an den Sinti und Roma ist einen großen Schritt vorangekommen. „Erste Beiträge dieser einzigartigen Wissensressource sollen nun online gestellt werden“, teilte die Universität Heidelberg am Freitag mit. Das neue Portal wurde am 5. März in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert.

Federführend sind die Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Uni Heidelberg und die Stiftung Topographie des Terrors. Zu der Veranstaltung werden der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sowie Botschafter Robert Klinke als Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amts erwartet.

Hunderttausende Sinti und Roma seien unter NS-Herrschaft in Deutschland und Europa verfolgt und ermordet worden. Ziel des NS-Staats und seiner Rassenideologie sei es gewesen, diese Minderheit zu vernichten. Das historische Wissen zu diesem Genozid werde derzeit unter Leitung der Forschungsstelle Antiziganismus „in einer großangelegten Enzyklopädie zusammengeführt“, hieß es.

Das Online-Portal bietet Zugang zu Fachbeiträgen, die nicht nur alphabetisch sortiert, sondern auch verschiedenen Rubriken wie „Tatorte“ und „Lebenswege“ zugeordnet sind. Neben Fotografien umfasst die digitale Enzyklopädie auch eine interaktive Karte: Hier werden europaweit alle bekannten Tatorte, zu denen Informationen vorliegen, verzeichnet – darunter Konzentrationslager und Orte, an denen Massaker verübt wurden. Eine Chronologie gibt einen Überblick über alle relevanten Ereignisse ab 1933.

Mehr als 90 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 25 Ländern arbeiten an der Enzyklopädie. Das im Sommer 2020 gestartete und auf fünf Jahre angelegte Projekt wird vom Auswärtigen Amt mit 1,6 Millionen Euro gefördert. Bis Ende 2025 soll die Enzyklopädie auf rund 1.000 Fachbeiträge anwachsen und damit „einen Meilenstein für die Forschung und Bildungsarbeit darstellen“.

KNA