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Bild: © synod.va
Erster Teil der Kirchenversammlung vor dem Abschluss

Weltsynode im Vatikan veröffentlicht „Brief an das Volk Gottes“

Vatikanstadt ‐ Die Mitglieder der Weltsynode selbst hatten sich dafür ausgesprochen, ein Schreiben an die ganze Kirche zu verfassen. Nun wurde es veröffentlicht.

Erstellt: 26.10.2023
Aktualisiert: 26.10.2023
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Die in Rom versammelte Weltsynode hat am Mittwochabend eine Botschaft an die ganze katholische Kirche veröffentlicht. In dem „Brief an das Volk Gottes“ betonen die Synodalen, sie hätten sich in ihrer knapp vierwöchigen Versammlung von den Gebeten, Erwartungen, Fragen und auch Ängsten der Gläubigen getragen gefühlt.

Die Synode sei eine noch nie da gewesene Erfahrung. „Zum ersten Mal waren auf Einladung von Papst Franziskus Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen, an einem Tisch zu sitzen und nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den Abstimmungen dieser Bischofssynode teilzunehmen“, heißt es in dem Text.

Beratungen im Schatten mehrerer Kriege

In dem Brief erinnern die rund 350 Synodalen daran, dass ihre Versammlung stattfand „vor dem Hintergrund einer krisengeschüttelten Welt, deren Wunden (...) unseren Beratungen eine besondere Schwere verliehen, umso mehr, als einige von uns aus Ländern kamen, in denen Krieg wütet“. Ohne einzelne Länder und Krieg zu nennen, heißt es weiter: „Wir beteten für die Opfer mörderischer Gewalt und vergaßen dabei nicht jene, die durch Elend und Korruption auf die gefährlichen Pfade der Migration getrieben wurden.“

Die Berufung der Kirche bestehe darin, „das Evangelium zu verkünden, indem sie sich nicht auf sich selbst konzentriert, sondern sich in den Dienst der unendlichen Liebe stellt, mit der Gott die Welt liebt“.

Auch auf anhaltende Meinungsverschiedenheiten in der Synode geht der Text ein und betont: „Nun sind die Herausforderungen vielfältig und die Fragen zahlreich.“ Der zusammenfassende Bericht der ersten Session der Synode werde „die erzielten Übereinstimmungen verdeutlichen, die offenen Fragen hervorheben und aufzeigen, wie die Arbeit fortgesetzt werden kann.“

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Synodale stellen Forderungen

Dazu müsse die Kirche auf die Armen, die Rechtlosen, die Opfer von Rassismus und auf die Missbrauchsopfer hören, „die sich konkret und strukturell dafür einsetzen, dass sich so etwas nicht wiederholt“. Zudem müsse sie „auf die Laien, Frauen und Männer, hören, die alle aufgrund ihrer Berufung durch die Taufe zur Heiligkeit berufen sind.“

Um bei den synodalen Beratungen voranzukommen, müsse die Kirche ferner „die Worte und Erfahrungen der geweihten Amtsträger noch stärker einbeziehen“. Genannt werden die Priester, „deren sakramentaler Dienst für das Leben des ganzen Leibes unverzichtbar ist“ und die Diakone, „die durch ihren Dienst die Fürsorge der ganzen Kirche für die Schwächsten zum Ausdruck bringen“.

Die Kirche müsse sich auch von der „prophetischen Stimme“ der Ordensleute herausfordern lassen. Sie müsse ferner auf jene achten, die ihren Glauben nicht teilten, aber die Wahrheit suchten.

Auszüge aus dem „Brief an das Volk Gottes“

(...) Zwei Jahre sind bereits vergangen, seit auf Bitten von Papst Franziskus ein langer Prozess des Zuhörens und der Unterscheidung begann, der für das ganze Volk Gottes offen war und niemanden ausschloss, um unter der Führung des Heiligen Geistes als missionarische Jünger in der Nachfolge Jesu Christi ‚gemeinsam zu gehen‘.

Die Versammlung, die uns am 30. September in Rom zusammenführte, war eine wichtige Etappe in diesem Prozess. In vielerlei Hinsicht war es eine noch nie da gewesene Erfahrung. Zum ersten Mal waren auf Einladung von Papst Franziskus Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen, an einem Tisch zu sitzen und nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den Abstimmungen dieser Bischofssynode teilzunehmen. (...)

Unsere Versammlung fand vor dem Hintergrund einer krisengeschüttelten Welt statt, deren Wunden und skandalöse Ungleichheiten in unseren Herzen schmerzlich nachklangen und unseren Beratungen eine besondere Schwere verliehen, umso mehr, als einige von uns aus Ländern kamen, in denen Krieg wütet. Wir beteten für die Opfer mörderischer Gewalt und vergaßen dabei nicht jene, die durch Elend und Korruption auf die gefährlichen Pfade der Migration getrieben wurden. Wir haben unsere Solidarität und unser Engagement den Frauen und Männern versprochen, die sich überall als Baumeister für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. (...)

Auf die Frage, was sie von der Kirche anlässlich dieser Synode erwarten, antworteten einige Obdachlose, die in der Nähe des Petersplatzes leben: ‚Liebe!‘ Diese Liebe muss immer das brennende Herz der Kirche bleiben, die trinitarische und eucharistische Liebe, wie der Papst am 15. Oktober, in der Mitte unserer Versammlung, in seiner Botschaft der heiligen Therese vom Kinde Jesu erinnerte. Es ist das 'Vertrauen', das uns die Kühnheit und die innere Freiheit gibt, die wir erfahren haben, ohne zu zögern, unsere Konvergenzen und unsere Unterschiede, unsere Wünsche und unsere Fragen frei und demütig zu äußern.

Und jetzt? Wir hoffen, dass die Monate bis zur zweiten Session im Oktober 2024 es allen ermöglichen werden, konkret an der Dynamik der missionarischen Gemeinschaft teilzuhaben, auf die das Wort 'Synode' hinweist. (...)

Die Herausforderungen sind vielfältig und die Fragen zahlreich: Der zusammenfassende Bericht der ersten Session wird die erzielten Übereinstimmungen verdeutlichen, die offenen Fragen hervorheben und aufzeigen, wie die Arbeit fortgesetzt werden kann. Um in ihrer Unterscheidung voranzukommen, muss die Kirche unbedingt allen zuhören, angefangen bei den Ärmsten. (...)

Es geht darum, denen zuzuhören, die in der Gesellschaft kein Recht haben, sich zu äußern, oder die sich ausgeschlossen fühlen, sogar von der Kirche. Es geht darum, den Menschen zuzuhören, die Opfer von Rassismus in all seinen Formen sind, insbesondere in einigen Regionen der indigenen Völker, deren Kulturen verhöhnt werden. Vor allem hat die Kirche unserer Zeit die Pflicht, im Geiste der Umkehr denjenigen zuzuhören, die von Mitgliedern der Kirche missbraucht wurden, und sich konkret und strukturell dafür einzusetzen, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Die Kirche muss auch auf die Laien, Frauen und Männer, hören, die alle aufgrund ihrer Berufung durch die Taufe zur Heiligkeit berufen sind: das Zeugnis der Katecheten, die in vielen Situationen die ersten sind, die das Evangelium verkünden; die Einfachheit und Lebendigkeit der Kinder, die Begeisterung der Jugendlichen, ihre Fragen und ihre Rufe; die Träume der älteren Menschen, ihre Weisheit und ihr Gedächtnis. Die Kirche muss auf die Familien hören, auf ihre erzieherischen Anliegen, auf das christliche Zeugnis, das sie in der Welt von heute geben. Sie muss die Stimmen derer willkommen heißen, die sich in Laiendiensten oder in gemeinschaftlichen Gremien der Unterscheidung und Entscheidungsfindung engagieren wollen.

Um bei den synodalen Beratungen voranzukommen, muss die Kirche vor allem die Worte und Erfahrungen der geweihten Amtsträger noch stärker einbeziehen: die Priester, die ersten Mitarbeiter der Bischöfe, deren sakramentaler Dienst für das Leben des ganzen Leibes unverzichtbar ist; die Diakone, die durch ihren Dienst die Fürsorge der ganzen Kirche für die Schwächsten zum Ausdruck bringen. Sie muss sich auch von der prophetischen Stimme des gottgeweihten Lebens herausfordern lassen, das ein wachsamer Wächter des Rufes des Geistes ist. Und sie muss auch auf diejenigen achten, die ihren Glauben nicht teilen, aber die Wahrheit suchen und in denen der Geist gegenwärtig und wirksam ist. (...)

KNA