Kathedrale Sankt Rombout von Mechelen, Hauptkirche des Erzbistums Mechelen-Brüssel und Bischofskirche des katholischen Primas von Belgien, am 22. Mai 2022 in Mechelen (Belgien).
De Kesel geht in Ruhestand

Luc Terlinden neuer Brüsseler Erzbischof

Vatikanstadt/Brüssel ‐ Der Brüsseler Kardinal Jozef De Kesel versuchte in seiner Amtszeit, einer Kirche, der die Felle wegschwimmen, neue Türen zum Dialog mit der Gesellschaft zu öffnen. Die Person seines Nachfolgers verspricht nun Kontinuität.

Erstellt: 24.06.2023
Aktualisiert: 23.06.2023
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Von Alexander Brüggemann (KNA)

Luc Terlinden (54) wird neuer Erzbischof von Mecheln-Brüssel und damit Primas von Belgien. Der Vatikan und das Erzbistum teilten die Ernennung am Donnerstag zeitgleich mit. Zugleich nahm Papst Franziskus den altersbedingten Amtsverzicht von Kardinal Jozef De Kesel an. Der 76-Jährige war auch Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz und Militärbischof des Landes. Seit 2015 leitete er das Erzbistum Mechelen-Brüssel; 2016 machte ihn Papst Franziskus zum Kardinal. Zuvor war der gebürtige Genter Bischof von Brügge.

Sein Nachfolger Terlinden war als Generalvikar der Hauptstadtdiözese seit 2021 die rechte Hand von De Kesel. Bevor er Priester wurde, studierte er Wirtschaftswissenschaften und arbeitete kurze Zeit als Lehrer in seiner Heimatstadt Brüssel. Nach Theologiestudium und Weihe leitete er unter anderem das dortige Priesterseminar. Seine Amtseinführung findet am 3. September in Mechelen statt.

Terlinden wurde am 17. Oktober 1968 im Brüsseler Stadtteil Etterbeek als jüngstes von sieben Kindern geboren. An der Katholischen Universität Löwen (Louvain-la-Neuve) machte er 1991 einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. Seinen Militärdienst absolvierte er als Offizier der Reserve in Siegen. 1993 trat Terlinden ins Priesterseminar Mechelen-Brüssel ein. Die Weihe nahm im September 1999 Kardinal Godfried Danneels in der Brüsseler Kathedrale vor.

Nach dem Weiterstudium in Rom erlangte er 2005 einen Doktortitel in Moraltheologie mit einer Arbeit über Charles Taylor und John Henry Newman. Als Pfarrer im wallonischen Louvain-la-Neuve und ab 2010 in Brüssel engagierte er sich vor allem in der Jugend- und Studierendenseelsorge. Später leitete er das französischsprachige Priesterseminar in Mechelen und lehrte Moraltheologie in Namur. Im September 2021 ernannte ihn Kardinal De Kesel zusätzlich zum Generalvikar. Seit seiner Kindheit ist Terlinden Pfadfinder und betreibt Rad- und Bergsport.

Nächste Woche reist Terlinden nach Rom, um am Fest Peter und Paul (29. Juni) vom Papst das Pallium entgegenzunehmen, das Zeichen der Metropolerzbischöfe. Als bischöfliches Motto hat er gewählt: Fratelli tutti, den Titel der päpstlichen Sozialenzyklika von 2020; diese ist ihrerseits ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium, dass alle Brüder seien (Mt 23,8).

„Schönstes Geburtstagsgeschenk“

De Kesel, der am 17. Juni 76 Jahre alt wurde, bezeichnete die Ernennung seines Generalvikars zum Nachfolger als „schönstes Geburtstagsgeschenk“. Mit seinem nachdenklichen Ton versuchte De Kesel in seiner Amtszeit, einer Kirche, der erkennbar die Felle wegschwimmen, neue Türen zum Dialog mit der Gesellschaft zu öffnen.

Unter anderem forderte er die Kirchenleitung auf, Sex von homosexuellen Paaren zu respektieren; die lehrmäßig eingeforderte Enthaltsamkeit entspreche nicht mehr der Zeit. Sexualität müsse vielmehr nach ihrem Grad an „Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit“ im Rahmen einer partnerschaftlichen Beziehung bewertet werden. Die Kirche solle daher auch gleichgeschlechtliche Paare öffentlich segnen dürfen.

Eine langwierige Krebserkrankung raubte De Kesel allerdings in den vergangenen Jahren sehr viel Energie. Im Mai 2021 legte er dann ein neues Buch über „Glaube und Religion in einer modernen Gesellschaft“ vor. Er bilanzierte: Der Kirche heute müsse es darum gehen, ihre Botschaft zu verkünden und anzubieten. Das sei etwas ganz anderes als die Christianisierung vergangener Zeiten. Eine Gesellschaft „wieder christlich zu machen“, sei heute weder möglich noch wünschenswert, so der Kardinal. In einer säkularisierten Gesellschaft habe keine Religion ein Monopol; es gebe nur eine Lösung, nämlich Toleranz.

KNA

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