Eine Frau hält den Setzling einer Heilpflanze in der Hand. Symbolbild Hoffnung.
Südsudan hofft auf den Papst

Südsudan hofft auf den Papst

Juba ‐ Der Südsudan ist der jüngste Staat der Welt – und einer der konfliktreichsten. Drei Kirchenführer, darunter Papst Franziskus, wollen dem Land nun mit einer gemeinsame Reise neue Hoffnung bringen. Experten sind verhalten.

Erstellt: 30.01.2023
Aktualisiert: 30.01.2023
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Von Markus Schönherr (KNA)

Treffen sich drei Kirchenoberhäupter in einem Bürgerkriegsland... Eine „ökumenische Pilgerfahrt“ soll es werden, wenn Papst Franziskus, der anglikanische Primas Erzbischof Justin Welby und der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, in dieser Woche den Südsudan besuchen. Und die ist alles andere als ein Witz. Im Gegenteil: Millionen Bewohner des von Konflikt, Vertreibung und Hunger geschundenen Landes setzen ihre Hoffnung auf die Reise.

Von Freitag bis Sonntag (3. bis 5. Februar) bereisen die drei Kirchenrepräsentanten das Land, das erst 2011 vom Sudan unabhängig wurde. „Diese ökumenische Pilgerfahrt, die erstmals in der Geschichte globale Kirchenführer vereint, wird die Einheit der Kirchen stärken“, ist der Südsudanesische Kirchenrat überzeugt.

Und noch viel wichtiger: Die jüngste Nation der Welt werde „über Glaubensrichtungen, politische und ethnische Grenzen hinaus“ vereint. Davon ist auch der südsudanesische Bürgeraktivist Festo Bali Christopher überzeugt: „Die Anführer des Südsudans brauchen Druck von außen.“ Entsprechend dürfte der Besuch des Papstes die Umsetzung des Friedensabkommens von 2018 „beschleunigen“, hofft er.

Fragile Stabilität

Der Optimismus bei der Staatsgründung 2011 währte nicht lange. Schon zwei Jahre später brach ein Bürgerkrieg aus, als sich Präsident Salva Kiir Mayardit und dessen Vize Riek Machar überwarfen. Der Kampf zwischen ihren beiden Armeen stürzte das junge Land ins Chaos. Etwa eine halbe Million Südsudanesen kamen ums Leben gekommen; Millionen mussten fliehen.

Und heute? Nach Unterzeichnung eines Friedensabkommens und der Bildung einer gemeinsamen Regierung herrscht gewisse Stabilität. Doch sie ist brüchig, wie John Ashworth betont. Der Autor arbeitet seit 40 Jahren als katholischer Missionar mit Kirchen im Sudan und dem Südsudan zusammen. „Während große Gefechte zwischen den Hauptakteuren abnahmen, wird in vielen Teilen des Landes weitergekämpft.

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Die Regierung und die internationale Gemeinschaft mögen das als ‚lokale' oder ‚Stammeskriege' bezeichnen; doch diese stehen in engem Zusammenhang mit dem Ringen der Eliten in der sogenannten gemeinsamen Regierung.“ Können die Kirchenführer ein Umdenken bei Südsudans Machteliten anstoßen? Ashworth ist „nicht optimistisch“.

Dabei bräuchte es einen solchen Wandel gerade mit Blick auf den sogenannten Rom-Prozess: Unter Vermittlung der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio unterschrieb die junge Regierung 2020 in Rom, auch mit jenen Rebellen Friedensgespräche fortsetzen zu wollen, die nicht Teil des Friedensplans von 2018 waren. Doch vor kurzem brach Kiirs Regierung die Gespräche ab. Sie argwöhnt, die bewaffneten Rebellen bereiteten sich „auf Krieg vor“. Dazu Bürgeraktivist Bali: „Durch den Papstbesuch wird die Regierung gedrängt, sich erneut den Friedensgesprächen zuzuwenden. Die Fortsetzung der Friedensverhandlungen mit den Rebellengruppen wird erleichtert.“

Viel Aufholbedarf

Doch selbst in Friedenszeiten gäbe es für die jüngste Nation der Welt viel Aufholbedarf – allem voran in Sachen Demokratie. „Im Alltag sind wir noch weit davon entfernt. Die Grundlagen wie etwa freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit und Respekt für Menschenrechte funktionieren noch nicht“, so Bali.

Das weiß auch der Generalsekretär der südsudanesischen Journalistengewerkschaft UJOSS, Patrick Oyet. Er unterstützt derzeit sechs inhaftierte Journalisten, denen vorgeworfen wird, ein Video veröffentlicht zu haben, in dem sich Präsident Kiir bei einer öffentlichen Veranstaltung einnässt. Der Vorfall sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die Festnahme durch den Nationalen Sicherheitsdienst sei dennoch „überflüssig“ gewesen, meint Oyet. Er sei „nicht sehr hoffnungsvoll, dass der Besuch des Papstes einen positiven Einfluss auf Südsudans Anführer haben wird“.

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Seit Erlangung der Unabhängigkeit vor knapp zwölf Jahren gab es im Südsudan bis heute keine Wahlen. Autor Ashworth zweifelt, dass es dieses Jahr dazu kommt: „Keine der Voraussetzungen ist erfüllt.“ Keinen plötzlichen Waffenstillstand, keinen Zugewinn an Demokratie – doch eines werde der Besuch der drei Kirchenführer gewiss bringen; darin stimmen auch die Zweifler überein: „Es wird ein wichtiger, die Moral stärkender Solidaritätsbesuch für die Kirchen wie für das südsudanesische Volk“, so Ashworth. kna

Programm der Reise von Papst Franziskus in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan

Hinweis: Die Zeitangaben beziehen sich auf die jeweilige Ortszeit (Kinshasa = UTC+1 = MEZ; Juba = UTC+2)

Dienstag, 31. Januar 2023, Rom - Kinshasa

07.55 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Kinshasa
15.00 Uhr: Ankunft am Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa
16.30 Uhr: offizielle Begrüßungsfeier am „Palais de la Nation“ in Kinshasa
16.45 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Staatspräsidenten im Präsidentensaal im „Palais de la Nation“ in Kinshasa
17.30 Uhr: Treffen mit Vertretern von Regierung und Diplomatischen Korps im Garten des „Palais de la Nation“ in Kinshasa; Ansprache des Papstes

Mittwoch, 1. Februar 2023, Kinshasa

09.30 Uhr: Heilige Messe am Flughafen Ndolo in Kinshasa mit Predigt des Papstes
16.30 Uhr: Treffen mit Opfern von Gewalt im Ostkongo in der Apostolischen Nuntiatur in Kinshasa; Ansprache des Papstes
18.30 Uhr: Treffen mit Vertretern von Wohltätigkeitsorganisationen in der Apostolischen Nuntiatur in Kinshasa; Ansprache des Papstes

Donnerstag, 2. Februar 2023, Kinshasa

09.30 Uhr: Treffen mit jungen Menschen und Katechisten im „Stadion der Märtyrer“ in Kinshasa; Ansprache des Papstes
16.30 Uhr: Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale „Notre-Dame du Congo“ in Kinshasa; Ansprache des Papstes
18.30 Uhr: Privates Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur in Kinshasa

Freitag, 3. Februar 2023, Kinshasa - Juba

8.30 Uhr: Treffen mit Bischöfen am Sitz der Kongolesischen Bischofskonferenz CENCO in Kinshasa; Ansprache des Papstes
10.10 Uhr: Abschiedszeremonie am Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa
10.40 Uhr: Abflug von Kinshasa nach Juba.

Die Reise in den Südsudan unternimmt der Papst gemeinsam mit dem Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields.

15.00 Uhr (14.00 Uhr): Ankunft am Flughafen Juba und Willkommenszeremonie
15.45 Uhr (14.45 Uhr): Höflichkeitsbesuch beim Staatspräsidenten im Präsidentenpalast in Juba
16.15 Uhr (15.15 Uhr): Begegnung mit den Vizepräsidenten im Präsidentenpalast in Juba
17.00 Uhr (16.00 Uhr): Treffen mit Vertretern von Regierung, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps im Garten des Präsidentenpalastes in Juba; Ansprache des Papstes

Samstag, 4. Februar 2023, Juba

09.00 Uhr (8.00 Uhr): Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale Saint Therese in Juba; Ansprache des Papstes
11.00 Uhr (10.00 Uhr): Privates Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur in Juba
16.30 Uhr (15.30 Uhr): Begegnung mit binnenvertriebenen Menschen in der „Freedom Hall“ in Juba; Ansprache des Papstes
18.00 Uhr (17.00 Uhr): Ökumenisches Gebet am „John-Garang-Mausoleum“ in Juba; Ansprache des Papstes

Sonntag, 5. Februar 2023, Juba - Rom

08.45 Uhr (07.45 Uhr): Heilige Messe am „John-Garang-Mausoleum“ in Juba mit Predigt und Angelus des Papstes
11.00 Uhr (10.00 Uhr): Abschiedszeremonie am Internationalen Flughafen von Juba
11.30 Uhr (10.30 Uhr): Abflug von Juba
17.30 Uhr: Ankunft am römischen Flughafen Fiumicino

kna

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